Bischof Børglum und seine Mannen
Andersens Märchen
Hoch oben im Norden von Dänemark, wo der Wind oft pfeift und die Wellen an die Küste schlagen, stand einmal ein großes, altes Kloster. In diesem Kloster wohnte ein Bischof, der hieß Bischof von Børglum. Er war ein mächtiger Mann, aber leider nicht sehr freundlich. Er dachte oft nur an sich und daran, wie er noch reicher werden könnte.
Der Bischof hatte viele Ritter um sich, die ihm dienten. Diese Ritter waren genauso streng und manchmal auch ungerecht wie der Bischof selbst. Sie ritten durch das Land und forderten von den armen Bauern hohe Abgaben. Wenn ein Bauer nicht zahlen konnte, nahmen sie ihm sein Vieh oder sein Korn weg. Die Bauern hatten große Angst vor dem Bischof und seinen Rittern.
Eines Tages kam ein Bauer namens Oluf zum Kloster. Er war sehr verzweifelt. Die Ritter des Bischofs hatten ihm sein letztes Pferd genommen, weil er seine Steuern nicht bezahlen konnte. Ohne das Pferd konnte er sein Feld nicht bestellen und seine Familie würde hungern. Oluf bat den Bischof um Gnade, aber der Bischof lachte ihn nur aus. "Regeln sind Regeln", sagte er kalt.
Oluf ging traurig nach Hause. Er und die anderen Bauern hatten es satt, so schlecht behandelt zu werden. Sie flüsterten miteinander und schmiedeten einen Plan.
In der Zwischenzeit hatte der Bischof von Børglum einen seltsamen Traum. Er träumte, dass ein großes, weißes Pferd ohne Reiter um die Klostermauern galoppierte und unheimlich wieherte. Als er aufwachte, fühlte er sich unwohl, aber er schüttelte das Gefühl ab. "Nur ein dummer Traum", murmelte er.
Es kam der Weihnachtsabend. Der Bischof und seine Ritter saßen in der großen Halle des Klosters und feierten. Sie aßen und tranken und lachten laut. Draußen war es dunkel und stürmisch. Plötzlich hörten sie Lärm vor den Toren. Die Tore krachten auf und herein stürmten Oluf und viele andere Bauern, bewaffnet mit Heugabeln und Äxten.
Die Ritter waren überrascht, aber sie zogen schnell ihre Schwerter. Es gab einen wilden Kampf in der Halle. Die Bauern kämpften mutig für ihre Freiheit und gegen die Ungerechtigkeit. Am Ende lagen der Bischof von Børglum und alle seine Ritter besiegt am Boden.
Von diesem Tag an hatten die Bauern ihre Ruhe. Aber die Geschichte erzählt, dass das Kloster von Børglum nicht ganz zur Ruhe kam. Die Leute sagten, dass in stürmischen Nächten, besonders um Weihnachten herum, man immer noch die Geister des Bischofs und seiner Ritter sehen konnte. Sie ritten auf unsichtbaren Pferden aus den alten Mauern, als ob sie immer noch auf der Jagd nach Reichtum wären oder vielleicht nach dem Frieden, den sie im Leben nie gefunden hatten. Manchmal, wenn der Wind ganz besonders heulte, klang es wie das Wiehern eines geisterhaften Pferdes oder das Klirren von Rüstungen. Und so erinnert die Geschichte die Menschen daran, dass Gier und Ungerechtigkeit kein gutes Ende nehmen.
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