Hel, Königin der Unterwelt
Nordische Mythologie
Stellt euch vor, in der Götterwelt Asgard gab es einen ziemlich pfiffigen, aber manchmal auch frechen Gott namens Loki. Dieser Loki hatte mit einer Riesin namens Angrboda drei ganz besondere Kinder. Eines war ein riesiger Wolf, Fenrir, ein anderes eine gewaltige Schlange, Jörmungandr, die so lang war, dass sie die ganze Welt umspannen konnte. Und dann war da noch Hel.
Odin, der oberste aller Götter, machte sich ein bisschen Sorgen, als er von diesen Kindern hörte. Er dachte: "Hmm, die Kinder von Loki und Angrboda könnten eines Tages für Ärger sorgen." Also beschloss er, für jedes Kind einen passenden Platz zu finden.
Für Hel hatte Odin einen ganz besonderen Job. Er schickte sie in das neblige Reich Niflheim, ganz tief unten. "Du, Hel," sagte Odin, "sollst von nun an Königin über dieses Reich sein. Alle, die nicht im Kampf als Helden sterben, sondern an Krankheit oder Alter, werden zu dir kommen."
Hel sah auch besonders aus. Eine Hälfte ihres Körpers und Gesichts war wunderschön und lebendig, wie eine junge Frau. Die andere Hälfte aber war blass und fahl, ein bisschen wie jemand, der schon sehr lange krank ist, oder wie ein Schatten. Manche sagen, sie war halb lebendig und halb tot. Das klang vielleicht ein bisschen unheimlich, aber Hel nahm ihre Aufgabe ernst.
Ihr Reich, das oft auch einfach Hel oder Helheim genannt wurde, war kein fröhlicher Ort. Es war oft neblig, kühl und still. Aber Hel sorgte dafür, dass es dort geordnet zuging. Sie hatte einen großen Saal namens Éljúðnir, was so viel wie "Elendskälte" bedeutet. Ihr Tisch hieß "Hunger" und ihr Messer "Gier". Das klingt nicht sehr gemütlich, aber es passte zu ihrem Reich der Toten. Ein grimmiger Hund namens Garm bewachte den Eingang zu Helheim.
Obwohl ihr Reich düster war, war Hel eine gerechte Herrscherin. Sie behandelte alle, die zu ihr kamen, gleich, egal ob sie Könige oder einfache Leute gewesen waren.
Einmal kam der Gott Hermod auf seinem schnellen Pferd Sleipnir in ihr Reich geritten. Er wollte seinen Bruder Baldr, den alle Götter liebten und der durch eine List Lokis gestorben war, zurückholen. Hel hörte sich Hermods Bitte an. Sie sagte: "Wenn alle Dinge in der Welt, lebendig oder tot, um Baldr weinen, dann darf er zurückkehren." Fast alle weinten, nur eine alte Riesin, die eigentlich der verkleidete Loki war, weigerte sich. So musste Baldr bei Hel bleiben. Das zeigte, dass Hel zwar streng war, aber sich an ihre eigenen Regeln hielt.
Und so herrschte Hel, die Tochter von Loki, über ihr kühles und schattiges Reich und war eine wichtige, wenn auch etwas unheimliche Königin in der Welt der nordischen Sagen. Sie passte auf die Seelen auf, die ihren Weg zu ihr fanden, und sorgte für Ordnung in der Unterwelt.
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