• Thors Brautfahrt mit den Riesen

    Nordische Mythologie
    Stellt euch vor, Thor, der Donnergott mit dem roten Bart, wachte eines Morgens gähnend in seinem Bett in Asgard auf. Er streckte die Hand aus, um seinen treuen Hammer Mjölnir zu greifen, aber – nanu? Der Hammer war nicht da! Thor suchte unter dem Bett, hinter dem Schrank, sogar im Kamin, aber Mjölnir war spurlos verschwunden.

    "Loki!", brüllte Thor, dass die Wände wackelten. "Mein Hammer ist weg!"
    Loki, der schlaue Gott mit den vielen Tricks, kam herbeigeeilt. "Beruhige dich, Bruder. Wir finden ihn schon."

    Sie gingen zu Freya, der wunderschönen Göttin. "Freya, leih uns dein Federkleid", bat Loki. "Damit kann ich schnell ins Riesenland fliegen und nachsehen." Freya war nicht begeistert, aber sie gab Loki das magische Kleid. Schwups, verwandelte sich Loki in einen Falken und flog davon.

    Im Riesenland traf Loki den Riesen Thrym. "Hast du vielleicht Thors Hammer gesehen?", fragte Loki listig.
    Thrym lachte dröhnend. "Ja, den habe ich! Aber ich gebe ihn nur zurück, wenn ich die schöne Freya heiraten darf!"

    Loki flog schnell zurück nach Asgard und erzählte alles. Als Freya das hörte, wurde sie so wütend, dass ihre goldene Halskette zersprang und die Perlen durch den Saal rollten. "Niemals heirate ich einen Riesen!", schnaubte sie.

    Die Götter hielten einen Rat ab. Was sollten sie tun? Da hatte Heimdall, der Wächter der Götter, eine Idee: "Thor, du musst dich als Freya verkleiden und zu Thrym gehen!"
    Thor war entsetzt. "Ich? In einem Kleid? Niemals!"
    Aber Loki sagte: "Es ist die einzige Möglichkeit, deinen Hammer zurückzubekommen. Und ich komme als deine Brautjungfer mit!"

    Also zogen sie Thor ein langes, weißes Brautkleid an. Sie setzten ihm einen Schleier auf, damit man seinen Bart nicht sah, und legten ihm eine schöne Kette um den Hals. Loki verkleidete sich als Dienerin. Zusammen sahen sie sehr... ungewöhnlich aus.

    Als sie im Riesenland ankamen, freute sich Thrym riesig auf seine Braut. Er bereitete ein großes Festmahl vor. "Freya", also Thor, setzte sich an den Tisch und aß einen ganzen Ochsen, acht große Lachse und trank drei Fässer Met.
    Thrym staunte. "Meine Güte, hat meine Braut einen Hunger! So viel hat noch nie eine Frau gegessen!"
    Loki flüsterte ihm schnell zu: "Sie hat vor lauter Aufregung und Vorfreude auf dich acht Tage lang nichts gegessen!"

    Dann wollte Thrym seine Braut küssen und lüftete ein wenig den Schleier. Erschrocken sprang er zurück. "Warum hat Freya so feurige Augen?"
    Wieder flüsterte Loki: "Sie hat vor lauter Sehnsucht nach dir acht Nächte lang nicht geschlafen!"

    Schließlich sagte Thrym: "Bringt den Hammer Mjölnir! Legt ihn der Braut in den Schoß, um unsere Ehe zu weihen!"
    Als der Hammer auf Thors Schoß lag, musste Thor innerlich lachen. Seine Hände packten den Griff. Er sprang auf, riss sich den Schleier vom Kopf und schwang Mjölnir!
    "Hier ist deine Braut, Thrym!", rief er.
    Bumm! Krach! Thor schlug mit seinem Hammer auf die Riesen ein, bis keiner mehr stand.

    Zufrieden kehrten Thor und Loki mit Mjölnir nach Asgard zurück. Alle Götter jubelten. Und Thor war überglücklich, seinen Hammer wiederzuhaben – und dass er nie wieder ein Brautkleid tragen musste!

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