• Das kleine grüne Ding

    Andersens Märchen
    In einem gemütlichen kleinen Haus wohnte ein Mädchen namens Ida. Vor ihrem Fenster hatte sie einen Kasten, in dem bunte Blumen wuchsen. Eines Morgens, als die Sonne gerade aufging, entdeckte Ida drei winzige, grüne Spitzen, die aus der Erde lugten. Sie waren ganz neu und sahen sehr neugierig aus.

    Das erste grüne Ding reckte sich und flüsterte, wenn Pflanzen denn flüstern könnten: "Ich weiß, was ich bin! Ich komme aus einer Erbse. Ich werde wachsen und viele neue Erbsen bekommen. Dann wird mich jemand pflücken und essen. Ist das nicht wunderbar?"

    Das zweite grüne Ding zitterte ein wenig. "Ich glaube, ich komme aus einem ganz besonderen Samenkorn! Ich werde eine wunderschöne Blume, vielleicht eine Levkoje! Alle werden mich bewundern. Das ist das Allerbeste!"

    Das dritte grüne Ding war ganz still. Es wusste nicht genau, woher es kam. "Ich weiß es nicht", piepste es leise, "aber ich fühle, dass ich hoch hinaus will, zur Sonne! Vielleicht werde ich stark und kann anderen helfen, oder einfach nur schön sein."

    Ida freute sich über die drei grünen Freunde. Jeden Tag gab sie ihnen frisches Wasser und sprach leise mit ihnen.

    Und so wuchsen sie. Das erste grüne Ding wurde tatsächlich eine Erbsenpflanze. Sie bekam viele dicke Schoten, und eines Tages kam Idas Mutter, pflückte sie und kochte daraus eine leckere Suppe. "Siehst du!", hätte die Erbse gesagt, wenn sie noch gekonnt hätte, "genau wie ich es wollte!"

    Das zweite wurde eine prächtige Levkoje mit duftenden, lila Blüten. Alle, die am Fenster vorbeikamen, blieben stehen und sagten: "Oh, wie schön!" Die Levkoje strahlte in der Sonne und war sehr zufrieden.

    Und das dritte grüne Ding? Es wuchs und wuchs, höher als alle anderen, und wurde eine kräftige Bohnenranke mit zarten Blättern. Ida hatte einen kleinen Kanarienvogel, der schon eine Weile krank war und nicht mehr sang. Traurig saß er in seinem Käfig. Ida stellte seinen Käfig eines Tages neben die Bohnenranke. Der Vogel schaute die grüne Pflanze an, hüpfte neugierig auf seine Stange und begann nach langer Zeit wieder leise zu zwitschern. Er pickte sogar vorsichtig an einem der Blätter. Die Bohnenranke spürte, wie glücklich der kleine Vogel durch ihre Nähe wurde, und dachte: "Das ist es! Das ist mein Glück, anderen Freude zu machen und ein Freund zu sein."

    So fanden alle drei kleinen grünen Dinge ihr Glück, jedes auf seine eigene, wunderbare Weise. Und Ida freute sich jeden Tag über ihren lebendigen Fensterkasten.

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