• Schöpfungsmythos und Titanenkampf

    Griechische Mythologie
    Wisst ihr, wie die Welt anfing? Ganz am Anfang war da nur ein großes, wirbelndes Durcheinander, das Chaos genannt wurde. Aus diesem Chaos entstanden die ersten Wesen: Gaia, die Erde, breit und stark, und Uranus, der Himmel, weit und sternenübersät.

    Gaia und Uranus bekamen viele Kinder. Zuerst kamen die Zyklopen, Riesen mit nur einem Auge mitten auf der Stirn. Sie waren tolle Handwerker. Dann kamen die Hundertarmigen, die Hekatoncheiren, die unglaublich stark waren, denn jeder hatte hundert Arme und fünfzig Köpfe! Uranus aber mochte diese Kinder nicht. Er fand sie unheimlich und sperrte sie tief im Bauch von Gaia, der Erde, ein. Das tat Gaia sehr weh und machte sie traurig und wütend.

    Danach bekamen Gaia und Uranus noch mehr Kinder, die Titanen. Sie waren groß und mächtig. Gaia erzählte ihren Titanenkindern, wie sehr sie unter Uranus litt und bat sie um Hilfe. Aber die meisten hatten Angst vor ihrem Vater. Nur der jüngste Titan, Kronos, war mutig genug. Gaia gab ihm eine scharfe Sichel. Kronos überraschte Uranus und besiegte ihn. So wurde Kronos der neue Herrscher des Himmels und der Erde.

    Kronos heiratete seine Schwester Rhea, und sie bekamen Kinder. Aber Kronos hatte von einer alten Weissagung gehört: Eines seiner eigenen Kinder würde ihn eines Tages stürzen, genau wie er seinen Vater gestürzt hatte. Davor hatte Kronos große Angst. Sobald Rhea also ein Kind zur Welt brachte, verschluckte Kronos es ganz! Happs! So verschwanden Hestia, Demeter, Hera, Hades und Poseidon in seinem Bauch.

    Rhea war darüber furchtbar traurig. Als ihr sechstes Kind, Zeus, geboren werden sollte, hatte sie einen klugen Plan. Heimlich brachte sie Zeus auf der Insel Kreta zur Welt. Statt des Babys gab sie Kronos einen großen Stein, der in Windeln gewickelt war. Kronos, gierig und misstrauisch wie immer, verschluckte den Stein, ohne genau hinzusehen. Happs!

    Zeus wuchs auf Kreta heran, versteckt vor seinem Vater und liebevoll umsorgt von Nymphen und der Ziege Amaltheia. Als er stark genug war, beschloss er, seine Geschwister zu befreien und seinen Vater Kronos zu stürzen. Mit Hilfe einer klugen Titanin namens Metis gab Zeus seinem Vater einen Zaubertrank. Kronos trank ihn und musste sofort alle seine verschluckten Kinder wieder ausspucken! Plumps, plumps, plumps, da waren sie wieder: Hestia, Demeter, Hera, Hades und Poseidon, alle erwachsen und bereit zu kämpfen.

    Zeus befreite auch die Zyklopen und die Hundertarmigen aus ihrem Gefängnis tief in der Erde. Aus Dankbarkeit schmiedeten die Zyklopen für Zeus mächtige Blitze, für Poseidon einen Dreizack, mit dem er Erdbeben und Stürme erzeugen konnte, und für Hades eine Tarnkappe, die ihn unsichtbar machte. Die Hundertarmigen halfen mit ihrer gewaltigen Kraft.

    Nun begann ein riesiger Kampf, der Titanenkampf, auch Titanomachie genannt. Auf der einen Seite standen Kronos und die meisten anderen Titanen. Auf der anderen Seite kämpften Zeus, seine Geschwister und ihre Verbündeten. Zehn Jahre lang tobte der Krieg. Berge wurden geschleudert, Blitze zuckten, die Erde bebte und das Meer kochte. Es war ein furchtbarer Lärm und ein gewaltiges Durcheinander!

    Am Ende, mit der Kraft der Blitze von Zeus, dem Dreizack von Poseidon, der Unsichtbarkeit von Hades und der Stärke der Hundertarmigen, gewannen Zeus und seine Geschwister den Kampf. Die besiegten Titanen wurden in den Tartarus gesperrt, einen finsteren Abgrund tief unter der Erde.

    Zeus wurde der neue König der Götter und herrschte vom Berg Olymp aus zusammen mit seinen Geschwistern und anderen Göttern. Und so begann eine neue Zeit in der Welt.

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