• Der Esel und sein Herr

    Äsopische Fabeln
    Auf einem sonnigen Hügel, nicht weit von hier, lebte ein Esel namens Bruno. Bruno gehörte einem Gärtner. Jeden Morgen musste Bruno ganz früh aufstehen und schwere Körbe mit Gemüse und Werkzeug tragen. "Ach," seufzte Bruno oft, "immer diese schweren Lasten und so wenig leckeres Gras! Ich wünschte, ich hätte einen anderen Herrn!"

    Und weil Bruno sich das so sehr wünschte, verkaufte ihn der Gärtner eines Tages an einen Töpfer. "Na, das ist ja mal was anderes!", dachte Bruno zuerst. Aber bald musste er noch schwerere Lasten tragen: riesige Klumpen Lehm und fertige Töpfe. "Oh je," stöhnte Bruno, "der Lehm ist ja noch schwerer als das Gemüse, und ich werde immer ganz schmutzig! Ich wünschte, ich wäre woanders!"

    Der Töpfer hörte Brunos Klagen nicht gern und verkaufte ihn bald an einen Gerber. Als Bruno beim Gerber ankam, roch es ganz furchtbar. Überall lagen Tierhäute herum, die Bruno tragen musste. Das war keine schöne Arbeit. Eines Tages sah Bruno, wie der Gerber eine alte Eselshaut bearbeitete. Da erschrak Bruno sehr! "Oh nein!", dachte er. "Wenn ich hier bleibe und alt werde, macht der Gerber aus meiner Haut auch noch Leder!"

    Da wünschte sich Bruno von ganzem Herzen, er wäre wieder beim Gärtner. Dort war die Arbeit zwar auch nicht immer leicht, und das Futter war knapp, aber es war viel, viel besser, als sich Sorgen zu machen, selbst zu Leder zu werden. Ach, hätte er sich doch nie einen neuen Herrn gewünscht!

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