Jimmu Tennos Ostfeldzug
Japanische Mythologie
Hört mal zu, ich erzähle euch eine ganz alte Geschichte aus Japan. Es geht um einen mutigen Prinzen namens Iwarebiko. Er lebte vor langer, langer Zeit im Süden von Japan, in einem Ort namens Hyuga.
Iwarebiko war ein Nachkomme der Sonnengöttin, und er war klug und stark. Eines Tages sprach er mit seinen Brüdern und Beratern: "Hier im Süden ist es schön, aber ich habe gehört, dass es im Osten ein noch viel wunderbareres Land gibt, wo Frieden herrschen könnte. Lasst uns dorthin ziehen und ein großes Reich gründen!"
Seine Brüder waren begeistert von der Idee. Also bauten sie viele Schiffe, packten alles Nötige ein und stachen mit vielen tapferen Kriegern in See, immer Richtung Osten, dorthin, wo die Sonne aufgeht.
Die Reise war lang und manchmal auch ein bisschen stürmisch. Als sie endlich in der Nähe des heutigen Osaka landeten, trafen sie auf einen mächtigen lokalen Herrscher namens Nagasunehiko. Der war gar nicht erfreut über die Neuankömmlinge und wollte sie nicht in sein Land lassen. Es kam zu einem Kampf. In diesem Kampf wurde Iwarebikos älterer Bruder Itsuse von einem Pfeil getroffen.
Bevor Itsuse starb, sagte er: "Wir sind Kinder der Sonnengöttin. Es war falsch, mit dem Gesicht zur Sonne zu kämpfen. Das bringt Unglück. Wir müssen einen anderen Weg finden." Iwarebiko war sehr traurig, aber er verstand die Worte seines Bruders.
Also beschlossen sie, um die Halbinsel Kii herumzufahren, um von Süden her ins Land zu gelangen. Doch auf dieser Fahrt gerieten sie in einen schrecklichen Sturm! Einige Schiffe sanken, und leider verloren auch noch andere Brüder von Iwarebiko ihr Leben im Meer.
Schließlich landeten sie erschöpft in der Region Kumano. Kaum waren sie an Land, da erschien plötzlich ein riesiger Bär (manche sagen, es war die böse Magie eines Berggottes) und alle, Iwarebiko und seine Krieger, fielen in einen tiefen, tiefen Schlaf, als wären sie verzaubert.
Aber die Götter hatten Iwarebiko nicht vergessen! Ein Mann aus der Gegend namens Takakuraji hatte einen Traum. Im Traum befahlen ihm die Sonnengöttin und ein anderer mächtiger Gott, ein heiliges Schwert zu finden und es Iwarebiko zu bringen. Takakuraji wachte auf, fand das Schwert genau dort, wo es im Traum war, und eilte zu Iwarebiko. Als Iwarebiko das Schwert berührte, wachten er und alle seine Männer sofort wieder auf! Das Schwert hatte die böse Magie gebrochen.
Nun waren sie zwar wach, aber sie kannten den Weg durch die dichten Wälder und hohen Berge von Kumano nicht. Da sandte die Sonnengöttin ihnen einen besonderen Helfer: Yatagarasu, eine große, kluge Krähe mit drei Beinen! Diese Zauberkrähe kannte jeden Pfad und jeden Winkel des Landes. Yatagarasu flog voran und zeigte Iwarebiko und seinen Leuten sicher den Weg durch das unwegsame Gelände.
Auf ihrem Weg trafen sie verschiedene Stämme. Einige waren freundlich und schlossen sich Iwarebiko an. Andere, wie die Erdgruben-Menschen, die in Höhlen lebten, oder die Langschwanz-Menschen, leisteten Widerstand, wurden aber besiegt.
Endlich erreichten sie das Land Yamato, das Herz Japans. Und wer stand ihnen dort wieder gegenüber? Genau, Nagasunehiko! Es kam zu einer großen, entscheidenden Schlacht. Während des Kampfes erschien ein goldener Geier und setzte sich auf Iwarebikos Bogen. Das Licht des Geiers blendete Nagasunehikos Krieger so sehr, dass sie nicht mehr richtig kämpfen konnten.
Ein anderer Adliger namens Nigihayahi, der auch vom Himmel abstammte und mit Nagasunehiko verbündet war, erkannte nun, dass Iwarebiko der wahre, von den Göttern gesandte Herrscher war. Nigihayahi schwor Iwarebiko die Treue und half, Nagasunehiko endgültig zu besiegen.
Nun war der Weg frei. Iwarebiko wählte einen schönen Ort namens Kashihara in Yamato und baute dort seinen Palast. Er wurde zum ersten Kaiser von Japan gekrönt und erhielt den Namen Kaiser Jimmu. Und so, sagt man, begann die lange Reihe der japanischen Kaiser.
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