Der Fuchs und der Baum
Äsopische Fabeln
An einem hellen Morgen, als die Sonne gerade erst über die Hügel lugte, rannte ein kleiner Fuchs, nennen wir ihn Ferdinand, um sein Leben. Hinter ihm hörte er das Bellen der Hunde und das Rufen der Jäger. Er war ganz außer Puste!
Da sah Ferdinand einen Holzfäller, der gerade sein Werkzeug sortierte. "Bitte, lieber Mann," keuchte Ferdinand, "versteck mich! Die Jäger sind direkt hinter mir!"
Der Holzfäller, der eigentlich ein ganz netter Kerl schien, nickte. "Klar doch, Kleiner. Husch, da drüben in meiner Hütte bist du sicher." Ferdinand huschte schnell hinein.
Kaum war Ferdinand in der Hütte verschwunden, da kamen auch schon die Jäger angerannt. "Hallo, guter Mann," rief einer, "haben Sie vielleicht einen Fuchs vorbeihuschen sehen?"
"Nein," sagte der Holzfäller mit lauter Stimme, "hier ist weit und breit kein Fuchs zu sehen." Aber heimlich, ganz heimlich, zeigte er mit seinem Finger auf die Hütte und machte ein komisches Gesicht dazu.
Die Jäger sahen nur den Mann, der "Nein" sagte. Sie verstanden seine heimlichen Zeichen nicht, bedankten sich und zogen weiter, um den Fuchs woanders zu suchen.
Als die Gefahr vorüber war, schlüpfte Ferdinand leise aus der Hütte. Er wollte sich gerade davonschleichen, ohne ein Wort zu sagen.
"Na, mein Freund," sagte der Holzfäller und lächelte. "Nicht mal ein kleines Dankeschön für mich?"
Ferdinand blieb stehen und schaute den Holzfäller an. "Ich hätte dir von Herzen gedankt," sagte er mit ruhiger Stimme, "wenn deine Taten zu deinen Worten gepasst hätten. Dein Mund hat 'Nein' gesagt, aber deine Hand hat mich verraten. Auf so jemanden kann man sich nicht verlassen."
Und mit diesen Worten drehte sich der kluge Fuchs um und verschwand zwischen den Bäumen.
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