• Zeus und die Schlange

    Äsopische Fabeln
    Hoch oben auf dem Berg Olymp, wo die Götter wohnen, war eine riesige Hochzeitsparty geplant. Der mächtige Zeus, der König aller Götter, wollte die schöne Hera heiraten. Alle Tiere der Welt waren eingeladen und jedes brachte ein Geschenk mit.

    Der Löwe brüllte stolz und schenkte sein königliches Gebrüll, das alle zum Lachen brachte. Der Adler flog herbei und brachte eine Feder von seinen schnellsten Flügen, die im Sonnenlicht glänzte. Sogar die kleine Ameise schleppte ein winziges, süßes Samenkorn herbei.

    Zuletzt kam die Schlange angeschlichen. Sie sah sehr elegant aus und hielt eine leuchtend rote Rose vorsichtig in ihrem Maul. "Oh, wie hübsch!", riefen einige Tiere.
    Zeus freute sich. "Eine Rose! Wie nett von dir, Schlange."

    Die Schlange zischte leise und ein bisschen geheimnisvoll: "Oh ja, großer Zeus. Und wenn ich etwas noch Wertvolleres besäße als das, was tief in meinem Herzen verborgen ist, dann hätte ich dir das gebracht."

    Zeus dachte einen Moment nach. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. Er verstand. Die Schlange meinte, dass ihr wahres Wesen, vielleicht ihre List oder ihr Gift, das Wertvollste war, was sie hatte. Die Rose war nur eine hübsche Hülle.

    Da wurde Zeus ein bisschen traurig und auch ein bisschen streng. Er sagte: "Schlange, deine Worte verraten mehr als deine Rose. Ein schönes Geschenk kann nicht verbergen, wer du wirklich bist."

    Und alle Tiere, die zuhörten, nickten. Sie verstanden: Es ist wichtig, nicht nur nett auszusehen oder schöne Dinge zu schenken, sondern auch im Herzen gut und ehrlich zu sein.

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