• Der alte Mann und das Holzbündel

    Äsopische Fabeln
    Wisst ihr, was an einem kühlen Herbsttag geschah? Ein altes Großväterchen wanderte mühsam durch den Wald. Auf seinem Rücken trug er ein riesiges Bündel Holz, das er gesammelt hatte. Puh, war das schwer! Bei jedem Schritt stöhnte und ächzte er. "Ach," seufzte er, "meine Knochen tun weh, mein Rücken bricht gleich durch! Dieses Leben ist einfach zu anstrengend!"

    Schließlich konnte er nicht mehr. Er ließ das Holzbündel mit einem lauten Plumps auf den Boden fallen und setzte sich erschöpft daneben. "Ich wünschte, der Tod würde kommen und mich holen!", rief er verzweifelt in den Wald hinein. "Ich kann einfach nicht mehr!"

    Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, raschelte es im Gebüsch. Und wer stand plötzlich vor ihm? Der Tod höchstpersönlich! Er sah gar nicht so gruselig aus, wie man vielleicht denkt, eher ein bisschen wie ein stiller Wanderer. "Du hast mich gerufen?", fragte der Tod mit einer leisen, ruhigen Stimme.

    Dem alten Großväterchen rutschte das Herz in die Hose! Plötzlich war all seine Müdigkeit wie weggeblasen. Er sprang auf und stotterte: "Oh, äh, ja, lieber Tod! Wie freundlich von Ihnen vorbeizuschauen! Ich... ich wollte Sie nur fragen, ob Sie vielleicht so nett wären und mir helfen könnten, dieses schwere Holzbündel wieder auf meine Schultern zu heben? Ich muss nämlich dringend nach Hause."

    Der Tod sah den alten Mann einen Moment lang an, vielleicht zog er eine Augenbraue hoch, aber das konnte man nicht genau erkennen. Dann, ohne ein weiteres Wort, half er dem Großväterchen, das schwere Bündel wieder auf seinen Rücken zu wuchten.

    "Vielen, vielen Dank!", rief das Großväterchen, schnappte sich seinen Stock und eilte so schnell er konnte davon, zurück zu seinem Häuschen. Das Holz fühlte sich plötzlich gar nicht mehr so schwer an, und das Leben, nun ja, das Leben war auf einmal wieder ganz schön lebenswert.

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