Der Frosch als Arzt
Äsopische Fabeln
An einem warmen Sommertag, als die Sonne fröhlich auf einen kleinen Teich schien, hüpfte ein Frosch auf ein großes Seerosenblatt. Er war nicht irgendein Frosch. Nein, dieser Frosch hielt sich für den klügsten und besten Arzt im ganzen Wald.
Er quakte laut und stolz, sodass es alle Tiere hören konnten: "Hört her, hört her! Ich bin Doktor Quakfrosch, der berühmte Heiler! Ich kenne jedes Kraut und jede Wurzel. Ich kann jede Krankheit heilen! Kopfschmerzen? Kein Problem! Bauchweh? Ein Klacks für mich! Kommt alle her, wenn euch etwas fehlt!"
Die anderen Tiere, die am Teich Wasser tranken oder im Gras spielten, wurden neugierig. Ein Hase mit langen Ohren hoppelte näher. Ein Eichhörnchen mit buschigem Schwanz kletterte von einem Baum herunter. Sogar eine langsame Schildkröte reckte den Kopf. Sie tuschelten: "Ein Arzt? Hier bei uns am Teich? Das ist ja toll!"
Da kam ein schlauer alter Fuchs vorbei. Er hatte schon viel in der Welt gesehen und gehört. Er hörte dem Frosch eine Weile zu, wie er prahlte und seine Heilkünste anpries. Der Fuchs blinzelte mit seinen klugen Augen und sah sich den Frosch genau an. Der Frosch war ein bisschen blass um die Nase, seine Haut war fleckig und er sah nicht besonders kräftig oder gesund aus.
Der Fuchs räusperte sich und sagte mit ruhiger Stimme: "Lieber Doktor Quakfrosch, das ist ja wunderbar, dass du so vielen helfen kannst. Deine Worte klingen sehr überzeugend." Die anderen Tiere nickten zustimmend.
"Aber sag mal," fuhr der Fuchs fort und musterte den Frosch von oben bis unten, "wenn du so ein großartiger Arzt bist und jede Krankheit heilen kannst, warum siehst du dann selbst ein wenig... nun ja... kränklich aus? Deine Haut ist nicht glatt und rosig, und du wirkst etwas schwach auf den Beinen. Warum heilst du nicht zuerst dich selbst, damit du uns allen zeigen kannst, wie gut deine Medizin wirklich wirkt?"
Der Frosch wurde rot im Gesicht, so rot wie eine reife Erdbeere. Er stotterte: "Äh... nun... ich... also..." Plötzlich hatte er gar nichts mehr zu sagen. Die Worte blieben ihm im Halse stecken.
Die anderen Tiere kicherten leise. Sie verstanden, was der kluge Fuchs meinte. Wer anderen helfen will, sollte zuerst bei sich selbst anfangen und zeigen, dass er es auch wirklich kann.
Und so hüpfte der Frosch, der sich Doktor nannte, schnell ins Wasser und tauchte mit einem leisen "Plumps" unter. Von seinen großen Heilversprechen hörte man an diesem Tag nichts mehr.
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