Die Biene und Zeus
Äsopische Fabeln
In einem Garten voller duftender Blumen summte eine besonders fleißige Biene. Diese Biene war sehr stolz auf ihren Honig. Er war so süß und golden, dass sie dachte: "Den muss ich dem großen Zeus bringen!"
Also flog sie los, höher und höher, bis sie zum Olymp kam, wo Zeus wohnte. Zeus saß auf seinem Thron und lächelte, als er die kleine Biene mit dem Topf Honig sah.
"Oh, kleiner Brummer", sagte Zeus, "was bringst du mir denn da Feines?"
Die Biene, ein bisschen schüchtern, aber auch stolz, sagte: "Großer Zeus, das ist mein allerbester Honig. Nur für dich!"
Zeus probierte den Honig. "Mmmh, der ist ja köstlich!", rief er. "Du hast mir eine große Freude gemacht. Dafür darfst du dir etwas wünschen."
Die Biene überlegte nicht lange. Sie dachte an die Menschen, die manchmal versuchten, ihren Honig zu stibitzen. "Ich wünsche mir einen Stachel", sagte sie, "einen spitzen Stachel, damit ich meinen Honig vor allen beschützen kann, die ihn mir wegnehmen wollen!"
Zeus runzelte die Stirn. Das war kein schöner Wunsch. Er hatte gehofft, die Biene würde sich etwas Nettes wünschen, vielleicht mehr Blumen für alle oder Sonnenschein.
"Nun gut", sagte Zeus seufzend. "Du sollst deinen Stachel bekommen. Aber höre gut zu: Wenn du ihn benutzt, um jemanden zu stechen, wirst du deinen Stachel verlieren und selbst sterben."
Die Biene war zuerst froh über den Stachel, aber dann wurde ihr klar, was Zeus gesagt hatte. Einen Stachel zu haben, der sie das Leben kosten konnte – das war gar nicht so toll.
Und so haben die Bienen bis heute einen Stachel, aber sie benutzen ihn nur, wenn es wirklich, wirklich nötig ist. Denn sie wissen, es könnte ihr letzter Stich sein.
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