Der Krebs und seine Mutter
Äsopische Fabeln
Stell dir vor, am Strand, wo die Wellen sanft ans Ufer plätschern, lebte eine kleine Krabbenfamilie. Eines Tages sah Mama Krabbe ihren kleinen Sohn, Krabbi, wie er fröhlich seitwärts über den Sand huschte.
"Krabbi, mein Liebling!", rief Mama Krabbe. "Warum läufst du denn immer so komisch seitwärts? Das sieht doch gar nicht elegant aus. Versuch doch mal, geradeaus zu gehen, so wie es sich gehört!"
Der kleine Krabbi schaute seine Mama mit seinen großen Kulleraugen an. "Aber Mama," piepste er, "wie geht das denn, geradeaus laufen? Ich weiß gar nicht, wie man das macht. Kannst du es mir vielleicht vormachen?"
Mama Krabbe plusterte sich ein wenig auf. "Aber natürlich, mein Kind! Das ist doch ganz einfach. Pass gut auf!" Sie stellte ihre vielen Beinchen in eine Reihe, holte tief Luft und wollte einen geraden Schritt nach vorne machen. Aber was passierte? Schwupps! Schon bewegte sie sich wieder seitwärts, genau wie der kleine Krabbi.
Sie versuchte es noch einmal, konzentrierte sich ganz fest. Sie wackelte ein bisschen, streckte ein Bein vor, dann das andere, aber egal, was sie tat, sie landete immer wieder im Seitwärtsgang.
Der kleine Krabbi kicherte leise in seine Schere hinein. Mama Krabbe wurde ein bisschen verlegen. "Na ja," brummte sie schließlich, "vielleicht ist seitwärts laufen für uns Krabben ja doch die beste Art, sich fortzubewegen. Komm, lass uns zusammen seitwärts zum Wasser tippeln!" Und so krabbelten beide, Mutter und Sohn, zufrieden seitwärts davon.
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