Das Grab
Grimms Märchen
Auf einem großen, schönen Bauernhof lebte ein reicher Bauer mit seiner Frau. Sie hatten Felder, Kühe und genug Geld, um sich alles zu kaufen, was sie wollten. Aber eines fehlte ihnen zum Glück: ein eigenes Kind. Das machte sie sehr traurig.
Nach langem Warten bekam die Bäuerin endlich ein Baby. Oh, wie haben sie sich gefreut! Aber das Baby war klein und schwach und wurde bald krank. Nicht lange danach, ach je, da starb es.
Die Mutter war untröstlich. Ihr Herz war voller Schmerz. Sie weinte und weinte, Tag und Nacht. Ihre Tränen wollten einfach nicht aufhören zu fließen.
Eines Nachts, als die Mutter wieder bitterlich weinte, erschien ihr ihr kleines Kind. Es trug sein weißes Totenhemdchen, in dem es begraben worden war. Das Hemdchen war ganz feucht. Das Kind sprach mit leiser Stimme: "Ach, liebe Mutter, bitte weine nicht mehr so viel. Mein Hemdchen im Grab ist ganz nass von deinen Tränen. Ich kann so nicht ruhig schlafen."
Die Mutter erschrak sehr, als sie ihr Kind sah und seine Worte hörte. Von diesem Tag an versuchte sie, ihre Tränen zurückzuhalten. Es war schwer, aber sie dachte an ihr Kind.
Ein paar Nächte später erschien das Kind wieder. Diesmal war sein Hemdchen trocken und weiß. In seiner Hand hielt es ein kleines Lichtlein. Es lächelte und sagte: "Siehst du, Mutter? Mein Hemdchen ist jetzt trocken. Nun kann ich in meinem kleinen Bett im Grab schlafen." Dann verschwand es und kam nicht wieder.
Die Mutter war nun getröstet. Sie wusste, dass ihr Kind seinen Frieden gefunden hatte. Sie trug ihren Schmerz von da an mit Geduld und dachte liebevoll an ihr kleines Sternenkind.
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