• Der Wassernix im Teich

    Grimms Märchen
    Stellt euch vor, in einem kleinen Haus am Waldrand lebten ein Brüderchen und ein Schwesterchen. Eines Tages spielten sie fröhlich neben einem tiefen Brunnen. Plumps! Erst fiel das Brüderchen hinein, und weil das Schwesterchen ihm helfen wollte, platsch! fiel es auch hinein.

    Unten im Brunnen war es nass und dunkel. Da tauchte eine Wasserfrau auf, eine Nixie mit langen, grünen Haaren. Sie sah nicht böse aus, aber sie sagte: "Jetzt gehört ihr mir! Ihr müsst für mich arbeiten."

    Das Brüderchen musste mit einer stumpfen Axt Holz hacken, das war mühsam! Das Schwesterchen musste ganz wirres Garn spinnen und Wasser in ein Fass ohne Boden tragen. Das Wasser lief natürlich immer wieder hinaus. Zum Essen gab es immer nur harte Klöße. Die Kinder waren sehr traurig.

    Eines Sonntags ging die Nixie in die Kirche. "Passt gut auf!", sagte sie und verschwand.
    "Schnell!", flüsterte das Schwesterchen. "Jetzt können wir weglaufen!"
    Sie rannten so schnell sie konnten aus dem Brunnen hinaus und davon.

    Aber die Nixie merkte es bald. Mit großen Schritten kam sie hinter ihnen hergepatscht. Das Schwesterchen war schlau. Sie hatte eine Bürste dabei. Sie warf sie hinter sich. "Werde zu einem riesigen Berg voller Borsten!", rief sie. Und schwups, da war ein riesiger Bürstenberg! Die Nixie musste mühsam darüberklettern.

    Als die Nixie wieder näherkam, warf das Brüderchen einen Kamm. "Werde zu einem Berg mit tausend Zähnen!", rief er. Und wieder entstand ein Berg, diesmal aus Kammzinken. Die Nixie ächzte und stöhnte, als sie darüberkletterte.

    Doch die Nixie gab nicht auf. Da warf das Schwesterchen ihren kleinen Spiegel. "Werde zu einem glatten Glasberg!", rief sie. Der Spiegel wurde zu einem Berg so glatt wie Eis. Die Nixie versuchte hinaufzukommen, aber sie rutschte immer wieder ab. Patsch! Patsch!

    "Ach!", seufzte die Nixie. "Da komme ich nicht drüber." Sie drehte um und ging traurig zurück in ihren Brunnen.

    Das Brüderchen und das Schwesterchen aber rannten nach Hause zu ihren Eltern. Oh, wie groß war die Freude! Und sie spielten nie wieder zu nah am tiefen Brunnen.

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