Die drei Handwerksburschen
Grimms Märchen
Hört mal her, Kinder! In einem Land, gar nicht so weit von hier, lebten drei junge Burschen. Sie hatten bei einem Meister ihr Handwerk gelernt, und nun war es Zeit für sie, in die Welt hinauszuziehen und ihr Glück zu versuchen. Bevor sie sich trennten, versprachen sie sich: "In genau einem Jahr treffen wir uns wieder in dem Gasthaus an der großen Wegkreuzung!"
Der erste Bursche, nennen wir ihn mal Paul, wanderte los. Nach einer Weile traf er einen alten Mann, der ihm ein ganz besonderes Fernrohr schenkte. "Damit", sagte der Mann mit einem Augenzwinkern, "kannst du alles sehen, was auf der Welt geschieht, und jeden verlorenen Knopf wiederfinden." Paul bedankte sich und zog fröhlich weiter.
Der zweite Bursche, vielleicht hieß er Emil, lernte von einer flinken Frau, wie man unglaublich schnell laufen kann. Sie gab ihm ein Paar Stiefel, und wenn er die anzog, war er schneller als der Wind. Kein Weg war ihm zu weit, kein Berg zu hoch, um ihn nicht im Nu zu erreichen. Emil lachte und rannte los.
Und der dritte Bursche, den könnten wir Moritz nennen, begegnete einem geschickten Jäger. Von ihm lernte er, mit Pfeil und Bogen so treffsicher zu schießen, dass er jedes Ziel traf, egal wie klein es war und wie weit weg. Moritz war sehr stolz auf seine neue Fähigkeit.
Als das Jahr um war, trafen sich Paul, Emil und Moritz wie verabredet im Gasthaus an der Wegkreuzung. Jeder erzählte aufgeregt, was er gelernt hatte. Gerade als sie sich freuten, wieder beisammen zu sein, hörten sie eine traurige Nachricht. Die Prinzessin des Landes war von einem schrecklichen Drachen entführt worden! Der König war ganz verzweifelt und versprach demjenigen eine große Belohnung, der seine Tochter sicher nach Hause brachte.
"Ich kann helfen!", rief Paul. Er nahm sein Fernrohr, schaute hindurch und suchte den Himmel und die Berge ab. "Da ist sie!", rief er nach einer Weile. "Ich sehe sie! Auf einem hohen Felsen, in der dunklen Höhle des Drachen!"
"Kein Problem!", sagte Emil. "Haltet euch gut fest, ich bringe uns dorthin!" Paul und Moritz sprangen auf Emils Rücken, und schwups, mit seinen Zauberstiefeln rannte Emil so schnell, dass sie im Nu vor dem hohen Felsen standen.
Der Drache kam fauchend und mit viel Lärm aus seiner Höhle. Er spuckte Feuer und Rauch. Aber Moritz zögerte keine Sekunde. Er legte einen Pfeil auf seinen Bogen, zielte ganz genau und schoss. Der Pfeil traf den Drachen genau an seiner schwachen Stelle unter dem Flügel. Der Drache stürzte zu Boden und rührte sich nicht mehr.
Die Prinzessin war frei! Sie kam aus der Höhle gelaufen und dankte den drei Freunden von ganzem Herzen.
Als sie zum König kamen, war dieser überglücklich. Er fragte: "Wer von euch tapferen Burschen soll nun meine Tochter zur Frau bekommen und mein Königreich erben?" Da fingen die drei Freunde an zu überlegen. Paul sagte: "Ohne mein Fernrohr hätten wir die Prinzessin nie gefunden!" Emil rief: "Aber ohne meine schnellen Stiefel wären wir nie rechtzeitig dort gewesen!" Und Moritz meinte: "Doch ich habe den Drachen besiegt und die Prinzessin gerettet!"
Der König lächelte weise. Er sah, dass jeder von ihnen einen wichtigen Teil zur Rettung beigetragen hatte. "Ihr habt alle drei Großes geleistet", sagte er. "Und weil ihr so gut zusammengearbeitet habt, sollt ihr auch zusammen belohnt werden. Jeder von euch bekommt einen großen Teil meines Königreichs und genug Gold und Schätze, um glücklich und zufrieden zu leben."
Die drei Freunde waren sehr zufrieden mit dieser Entscheidung. Sie dankten dem König, blieben gute Freunde und lebten noch lange glücklich und zufrieden in ihren Teilen des Königreichs. Und die Prinzessin? Die durfte selbst entscheiden, wen sie später einmal heiraten wollte.
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