Ein alter Mann lag in seinem Bett und wusste, dass seine Zeit bald um war. Er rief seine drei Söhne zu sich. "Meine lieben Söhne", sagte er mit schwacher Stimme, "ich habe nicht viel, was ich euch geben kann. Du, mein Ältester, bekommst den Hahn. Du, mein Mittlerer, die Sense. Und du, mein Jüngster, die Katze. Geht hinaus in die Welt und macht euer Glück!"

Der älteste Sohn nahm den Hahn und wanderte los. Nach langer Reise kam er zu einer Insel, wo die Leute noch nie einen Hahn gesehen hatten. Sie wussten auch nicht, wie man die Zeit abliest, denn sie hatten keine Uhren. Am nächsten Morgen, als es hell wurde, krähte der Hahn laut: "Kikeriki!" Die Leute sprangen erschrocken aus den Betten. "Was ist das für ein wunderliches Tier?", fragten sie den Sohn. "Das ist ein Hahn", erklärte er. "Er sagt euch, wann es Morgen ist, wann Mittag und wann Abend." Der König der Insel war begeistert! "So ein kluges Tier! Ich gebe dir dafür so viel Gold, wie du tragen kannst!" Der Sohn freute sich, gab den Hahn her und war nun ein reicher Mann.

Der zweite Sohn nahm die Sense und machte sich auf den Weg. Er kam in ein Land, wo die Bauern das Korn mühsam mit den Händen ausrissen oder mit krummen Messern abschnitten. Das dauerte ewig und war sehr anstrengend! Als die Erntezeit kam, ging der Sohn aufs Feld, schwang seine Sense – zisch, zisch! – und in kurzer Zeit war ein großes Stück Land abgemäht. Die Leute staunten. "Was für ein Zauberwerkzeug!", riefen sie. Der König des Landes hörte davon und wollte die Sense unbedingt haben. Er gab dem Sohn ein Pferd, das mit Gold beladen war, dafür. Auch der zweite Sohn war nun reich.

Der jüngste Sohn nahm die Katze und zog ebenfalls los. Er kam zu einem Schloss, das von Mäusen nur so wimmelte. Piep, piep, überall rannten sie herum und fraßen alles an! Der König war ganz verzweifelt. "Wer mein Schloss von dieser Mäuseplage befreit", versprach er, "bekommt eine große Belohnung!" Der Sohn ließ seine Katze los. "Miau!", machte die Katze und fing an zu jagen. Schnapp, schnapp, eine Maus nach der anderen erwischte sie. Bald war keine einzige Maus mehr im Schloss zu sehen. Der König war überglücklich und gab dem jüngsten Sohn so viele Edelsteine und Gold, dass er kaum alles tragen konnte. So wurde auch der dritte Sohn ein reicher Mann.

Eines Tages trafen sich die drei Brüder wieder. Jeder erzählte, wie er mit seinem einfachen Erbstück – dem Hahn, der Sense oder der Katze – reich geworden war. Sie lachten und freuten sich über ihr Glück. Sie teilten ihre Schätze und lebten von nun an glücklich und zufrieden zusammen. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

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