Der glückliche Peter
Andersens Märchen
Hört mal her, ich erzähle euch eine Geschichte von einem Jungen namens Peter. Peter hatte sieben Jahre lang ganz fleißig für seinen Meister gearbeitet. Als die Zeit um war, sagte sein Meister: "Peter, du warst ein guter Arbeiter. Hier ist dein Lohn." Und er gab Peter einen Klumpen Gold, so groß wie Peters Kopf!
Peter freute sich riesig. "Wow!", dachte er. "Damit kann ich mir alles kaufen!" Er packte das Gold in ein Tuch und machte sich auf den Weg nach Hause zu seiner Mutter.
Der Goldklumpen war aber ganz schön schwer. Peter schwitzte und schnaufte. Da kam ein Mann auf einem Pferd vorbei geritten. "Das ist ja viel bequemer als Laufen!", dachte Peter. "Herr Mann," rief er, "wollt Ihr Euer Pferd gegen meinen Goldklumpen tauschen?" Der Mann lachte und sagte: "Gerne!" Peter setzte sich aufs Pferd und rief: "Ich bin ein Glückspilz!"
Aber das Pferd war wild und buckelte. Schwupps, lag Peter im Gras. "Aua!", sagte er. Da kam ein Bauer mit einer Kuh vorbei. "Eine Kuh ist viel besser", dachte Peter. "Sie gibt Milch, Butter und Käse!" Er tauschte das unartige Pferd gegen die Kuh. "Was für ein Glück!", murmelte Peter.
Peter wollte die Kuh melken, aber sie gab keine Milch und stieß ihn mit den Hörnern. "Oje!", seufzte Peter. Bald traf er einen Metzger, der ein Schwein vor sich hertrieb. "Ein Schwein!", dachte Peter. "Daraus kann man leckere Würstchen machen! Viel besser als eine störrische Kuh!" Er tauschte die Kuh gegen das Schwein. "Mein Glück verlässt mich nie!", grinste er.
Das Schwein war fett und grunzte laut. Es war mühsam, es mitzunehmen. Da kam ein Junge mit einer schönen, weißen Gans unter dem Arm. "Eine Gans ist leichter zu tragen", überlegte Peter. "Und Gänsebraten schmeckt herrlich, und die Federn sind gut für Kissen!" Er tauschte das Schwein gegen die Gans. "Immer besser wird's!", jubelte er.
Die Gans war zwar leichter als das Schwein, aber nach einer Weile wurden Peters Arme trotzdem müde. Da sah er einen Scherenschleifer mit einem großen Schleifstein auf seinem Karren. "Ein Schleifstein!", dachte Peter. "Damit kann ich Messer schärfen und Geld verdienen! Das ist ja genial!" Er tauschte die Gans gegen den Schleifstein. "Ich bin wirklich ein Glückskind!", rief er.
Nun schleppte Peter den schweren Schleifstein. Er schwitzte noch mehr als mit dem Gold. Er bekam großen Durst und setzte sich an einen Brunnen, um sich auszuruhen. Dabei stieß er aus Versehen an den Schleifstein. Plumps! Der Stein fiel direkt in den tiefen Brunnen und war weg.
Peter schaute in den Brunnen. Zuerst war er ein bisschen erschrocken. Aber dann fing er an zu lachen. "Ha ha ha!", lachte er. "Jetzt bin ich alle Lasten los! Kein schweres Gold, kein wildes Pferd, keine zickige Kuh, kein dickes Schwein, keine schwere Gans und keinen klobigen Stein! Ich bin so frei und leicht! Ich bin der glücklichste Mensch auf der Welt!"
Und so kam Peter ohne Sorgen und ohne Gepäck, aber mit einem ganz leichten und fröhlichen Herzen bei seiner Mutter zu Hause an. Und er fühlte sich wirklich wie der glücklichste Peter von allen.
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