Stellt euch vor, da war ein kleiner Junge, nennen wir ihn Finn. Und Finn hatte eines Tages ganz schreckliche Zahnschmerzen. Sein Backenzahn pochte und zog, als würde darin ein winziges Männlein mit einem Hammer arbeiten. "Au, au, au!", jammerte Finn und hielt sich die Wange.

Seine Mama kam und tröstete ihn. "Ach, mein armer Finn", sagte sie, "ich glaube, da hat sich die Tante Zahnweh bei dir eingenistet."
Finn machte große Augen. "Tante Zahnweh? Wer ist das denn?"
"Nun", erklärte Mama mit geheimnisvoller Stimme, "Tante Zahnweh ist eine winzig kleine, aber ziemlich unangenehme Dame. Sie liebt es, in Zähnen zu wohnen, die vielleicht ein kleines Loch haben oder nicht ganz blitzblank geputzt sind. Und wenn sie erst einmal da ist, fängt sie an, mit ihren spitzen Werkzeugen zu bohren und zu klopfen."
Finn stellte sich eine winzige, grimmige Frau vor, die in seinem Zahn herumturnte. "Hat sie auch einen Hut?", fragte er.
Mama lachte leise. "Vielleicht einen winzigen, spitzen Hut. Und sie hat viele kleine Helferlein, die Zahnweh-Kobolde, die ihr beim Pochen helfen."
"Oh je", sagte Finn, "die müssen aber Krach machen!"
"Das tun sie", bestätigte Mama. "Manchmal mag Tante Zahnweh es aber gar nicht, wenn es warm und gemütlich wird. Wir könnten versuchen, ihr mit einem warmen Kirschkernkissen auf der Wange ein bisschen ungemütlich zu machen."
Sie holten das Kirschkernkissen, und Finn legte es sich an die schmerzende Wange. Es wurde angenehm warm.
"Und weißt du was?", fuhr Mama fort, "Tante Zahnweh mag auch keine Zahnärzte. Die haben nämlich ganz besondere Instrumente, mit denen sie Tante Zahnweh und ihre Kobolde ganz schnell aus dem Zahn vertreiben können."
Finn dachte nach. Eine Tante im Zahn war schon komisch. Aber eine, die so wehtat, die wollte er lieber nicht behalten.
Langsam, ganz langsam ließ das Pochen nach. Vielleicht war Tante Zahnweh müde geworden vom vielen Hämmern. Oder das warme Kissen hatte ihr nicht gefallen.
"Ich glaube, sie packt ihre Koffer", flüsterte Finn.
Mama lächelte. "Das hoffe ich. Und damit sie nicht so schnell wiederkommt, putzen wir die Zähne heute Abend besonders gründlich, ja?"
Finn nickte. Als er später im Bett lag, war der Schmerz fast verschwunden. Tante Zahnweh war wohl wirklich ausgezogen. Und Finn nahm sich fest vor, seine Zähne immer so gut zu putzen, dass die Tante gar keine Lust mehr hatte, ihn zu besuchen.

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