• Kinderschnack

    Andersens Märchen
    In einem riesigen Haus mit vielen glänzenden Fenstern gab es eine große Feier. Der Hausherr, ein reicher Kaufmann, hatte viele wichtige Leute eingeladen. Die Erwachsenen aßen und tranken und lachten laut. Und wisst ihr was? Auch die Kinder durften für eine kleine Weile dabei sein.

    Sie sollten zeigen, wie brav und klug sie waren. Da war ein kleines Mädchen, die Tochter eines sehr wichtigen Mannes, eines Kammerrats. Sie war sehr stolz. "Mein Papa ist ein Kammerrat!", sagte sie und plusterte sich auf. "Das bedeutet, er ist etwas ganz Besonderes. Und wir haben so viel Geld, wir könnten alles kaufen! Ihr anderen seid... naja, nicht so wichtig."

    Ein kleiner Junge mit klugen Augen runzelte die Stirn. Sein Vater war ein Dichter, und sie hatten nicht viel Geld. "Aber mein Papa schreibt die schönsten Geschichten und Gedichte!", rief er. "Und wenn er über euch schreibt, dann werdet ihr alle berühmt! Sogar deine Familie, obwohl sie schon reich ist. Ohne seine Worte wüsste später niemand mehr, wer ihr wart!"

    Die Tochter des Kaufmanns, ein liebes Mädchen, wollte keinen Streit. "Ach, kommt doch", sagte sie. "Lasst uns spielen! Wir spielen 'Gäste einladen'. Ich bin die Gastgeberin."

    Das fanden die anderen Kinder gut. "Du kannst der Kammerrat sein", sagte sie zu dem stolzen Mädchen. "Und du", sagte sie zu einem anderen Jungen, "bist ein reicher Baron." Sie verteilte die Rollen. Alle wichtigen Leute waren dabei.

    Und was war mit dem Jungen, dessen Vater Dichter war? "Du", sagte das Mädchen nach kurzem Überlegen, "du bist ein armer Junge. Du darfst nicht mit rein, aber du kannst draußen an der Tür stehen und lauschen, wie lustig wir es haben."

    Und so spielten sie. Manchmal sagen Kinder ja Dinge, einfach so aus dem Bauch heraus, und oft steckt mehr Wahrheit darin, als die Erwachsenen denken. Wer weiß, vielleicht hatte der kleine Dichtersohn ja recht, und die Worte seines Vaters würden wirklich alle unvergesslich machen.

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