Loki, der Gott des Schabernacks, hatte mal wieder eine verrückte Idee. Er schlich sich in das Schlafzimmer von Sif, Thors Frau, die für ihr wunderschönes, langes, goldenes Haar bekannt war. Leise, leise, schnipp schnapp, schnitt Loki ihr all die prächtigen Haare ab, bis ihr Kopf kahl war wie ein Ei!

Als Sif aufwachte und sich im Spiegel sah, fing sie schrecklich an zu weinen. Thor, ihr Mann, der Gott des Donners, wurde so zornig, dass Blitze aus seinen Augen zuckten! Er packte Loki am Kragen und brüllte: "Du Schlingel! Bring Sif sofort ihr Haar zurück, oder ich zerquetsche jeden Knochen in deinem Leib!"

Loki, der nun doch ein bisschen Angst bekam, versprach schnell, alles wieder gut zu machen. Er rannte zu den Zwergen, den geschicktesten Handwerkern der Welt. Zuerst ging er zu den Söhnen Ivaldis. "Könnt ihr goldenes Haar für Sif machen, das so schön ist wie ihr altes und von selbst wächst?", fragte er. Die Zwerge nickten und machten sich an die Arbeit. Sie schmiedeten nicht nur das wunderbare goldene Haar, sondern auch noch zwei weitere Schätze: ein Schiff namens Skidbladnir, das man so klein falten konnte, dass es in eine Tasche passte, und einen Speer namens Gungnir, der niemals sein Ziel verfehlte.

Loki war begeistert, aber dann wurde er übermütig. Er ging zu zwei anderen Zwergenbrüdern, Brokkr und Sindri, und prahlte: "Niemand kann so feine Dinge herstellen wie die Söhne Ivaldis! Ich wette meinen Kopf, dass ihr das nicht könnt!"
Brokkr, der ein hitziger Zwerg war, nahm die Wette an. "Wir werden sehen!", knurrte er.

Sindri stellte sich an die Schmiede und Brokkr bediente den Blasebalg, um das Feuer heiß zu halten. "Pump weiter, Bruder, egal was passiert!", rief Sindri.
Als erstes legte Sindri Schweinehaut ins Feuer. Loki, der Angst um seinen Kopf hatte, verwandelte sich in eine große Fliege und stach Brokkr in die Hand. Aua! Aber Brokkr pumpte unbeeindruckt weiter. Heraus kam ein riesiger Eber mit goldenen Borsten, Gullinbursti, der schneller rennen konnte als jedes Pferd und im Dunkeln leuchtete.

Als zweites legte Sindri Gold ins Feuer. Wieder kam Loki als Fliege und stach Brokkr diesmal fest in den Hals. Autsch! Aber Brokkr hielt tapfer durch. Heraus kam ein goldener Ring, Draupnir, von dem jede neunte Nacht acht neue, gleich schwere Ringe tropften.

Als drittes legte Sindri ein Stück Eisen ins Feuer. Nun wurde Loki richtig gemein. Er stach Brokkr direkt aufs Augenlid, sodass Blut in sein Auge lief und er nichts mehr sehen konnte. Für einen winzigen Moment musste Brokkr den Blasebalg loslassen, um sich das Blut wegzuwischen. "Fast geschafft!", rief Sindri und zog einen mächtigen Hammer aus dem Feuer. Es war Mjölnir. Doch weil Brokkr kurz unterbrochen hatte, war der Stiel des Hammers ein wenig zu kurz geraten.

Nun gingen alle Götter nach Asgard, um die Schätze zu begutachten. Odin, Thor und Freyr waren die Richter.
Loki präsentierte stolz das goldene Haar für Sif, das sofort anwuchs und noch schöner war als zuvor. Dann gab er Freyr das Schiff Skidbladnir und Odin den Speer Gungnir. Die Götter staunten.

Dann kam Brokkr. Er gab Freyr den goldenen Eber Gullinbursti. Odin erhielt den Ring Draupnir. Und Thor bekam den Hammer Mjölnir. Brokkr erklärte: "Dieser Hammer verfehlt nie sein Ziel, kehrt immer in die Hand seines Werfers zurück und kann so klein gemacht werden, dass er unter dem Hemd getragen werden kann. Sein einziger Fehler ist der etwas kurze Stiel."

Die Götter berieten. Alle Schätze waren wunderbar, aber Mjölnir, der Hammer, war der wertvollste von allen, denn mit ihm konnte Thor Asgard vor den Riesen beschützen.
Brokkr hatte die Wette gewonnen! Er wollte nun Lokis Kopf. Aber Loki war schlau. "Du hast meinen Kopf gewonnen", sagte er, "aber nicht meinen Hals! Den darfst du nicht verletzen."
Wie sollte Brokkr den Kopf abschneiden, ohne den Hals zu berühren? Er war wütend. Da hatten die Götter eine Idee. Statt den Kopf abzuschneiden, nähten sie Loki einfach den Mund zu! So konnte er eine ganze Weile keinen Unsinn mehr reden. Und die Götter freuten sich über ihre neuen, magischen Schätze.

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