Der Fuchs und die alte Frau
Äsopische Fabeln
In einem kleinen, bunten Häuschen am Rande eines großen Waldes lebte eine alte Frau. Eines Tages fühlte sie sich gar nicht gut. Sie hatte Schnupfen, hustete und lag mit einer dicken Decke im Bett. "Ach," seufzte sie, "wenn ich doch nur wieder gesund werden könnte! Liebe gute Waldgeister, wenn ihr mir helft, wieder auf die Beine zu kommen, dann verspreche ich euch meinen allerbesten Hahn!"
Kaum hatte sie das gesagt, schlief sie ein. Und siehe da, als sie am nächsten Morgen aufwachte, war der Schnupfen fast weg und der Husten viel besser. Nach ein paar Tagen sprang sie wieder fröhlich im Haus herum und konnte sogar im Garten arbeiten.
Ein schlauer Fuchs, der oft in der Nähe des Hühnerstalls der alten Frau herumschlich, hörte, wie sie ihrer Nachbarin fröhlich zurief: "Stell dir vor, ich bin wieder kerngesund! Die Waldgeister haben mich erhört! Jetzt muss ich mein Versprechen einlösen und ihnen meinen besten Hahn bringen."
Der Fuchs spitzte die Ohren und ein verschmitztes Grinsen zog über sein Gesicht. Er dachte bei sich: "Aha! Die alte Frau ist zwar wieder gesund und munter, aber sie vergisst wohl, dass sie dafür ihren prächtigsten Hahn hergeben muss. So oder so, ein Verlust bleibt ihr nicht erspart." Und mit diesem Gedanken schlich er weiter, immer auf der Suche nach einer guten Gelegenheit.
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