• Der Fuchs und der Winzer

    Äsopische Fabeln
    An einem sonnigen Tag, als die Blätter schon ein bisschen bunt wurden, rannte ein kleiner Fuchs, wir nennen ihn Finn, so schnell er konnte. Puh, war der außer Atem! Jäger mit lauten Hunden waren direkt hinter ihm her. "Oh je, oh je, wo soll ich mich nur verstecken?", dachte Finn ganz aufgeregt.

    Da sah er einen Mann, der in einem großen Garten mit vielen Weintrauben arbeitete. Der Mann hieß Bauer Gustav. Finn rannte zu ihm und piepste: "Lieber Bauer Gustav, bitte hilf mir! Die Jäger wollen mich fangen! Kann ich mich bei dir verstecken?"

    Bauer Gustav schaute kurz auf und sagte: "Na klar, kleiner Fuchs. Husch, husch, da drüben in meiner kleinen Holzhütte kannst du dich verstecken." Er zeigte auf eine kleine Hütte am Rand des Weinbergs. Finn freute sich, bedankte sich schnell und verschwand in der Hütte.

    Kurz darauf kamen auch schon die Jäger angerannt. "Guten Tag, Bauer Gustav!", rief einer der Jäger. "Haben Sie vielleicht einen Fuchs vorbeilaufen sehen?"

    Bauer Gustav schüttelte seinen Kopf und sagte mit lauter Stimme: "Einen Fuchs? Nein, nein, hier ist weit und breit kein Fuchs zu sehen." Aber während er das sagte, zwinkerte er heimlich mit einem Auge und zeigte mit seinem Daumen ganz unauffällig in Richtung der Hütte, in der Finn saß.

    Die Jäger verstanden diesen heimlichen Hinweis zum Glück nicht. Sie bedankten sich und zogen weiter, um den Fuchs woanders zu suchen.

    Als die Luft rein war, schlüpfte Finn vorsichtig aus der Hütte. Er war ein bisschen enttäuscht von Bauer Gustav. "Vielen Dank für deine Hilfe", sagte Finn, aber er klang nicht sehr fröhlich. "Deine Worte haben gesagt, du hilfst mir und verrätst mich nicht. Aber deine Hand hat den Jägern doch gezeigt, wo ich bin. Das war nicht ehrlich!"

    Bauer Gustav wurde ein bisschen rot im Gesicht, weil er wusste, dass der Fuchs Recht hatte.

    Finn aber schüttelte nur den Kopf, wedelte einmal kurz mit seinem buschigen Schwanz und rannte schnell davon. Er dachte sich: "Man muss wohl immer besser darauf achten, was die Leute tun, und nicht nur, was sie sagen." Und das ist eine kluge Lektion, nicht wahr?

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