Zeus und die Bienen
Äsopische Fabeln
Hoch oben auf dem Berg Olymp, wo die Götter wohnten, summte eines Tages eine kleine, fleißige Biene umher. Sie hatte den allersüßesten, goldgelben Honig gesammelt, den man sich vorstellen kann. Diesen besonderen Honig wollte sie dem Göttervater Zeus schenken.
Also putzte sie ihre Flügelchen, nahm ihr Töpfchen mit Honig und flog den weiten Weg bis zum Thron des Zeus. Zeus, der mächtige Herrscher, lächelte, als er die kleine Biene sah. Er kostete von dem Honig und rief: "Donnerwetter, das ist der beste Honig, den ich je gegessen habe!"
Die Biene freute sich riesig. "Oh, großer Zeus," sagte sie geschmeichelt. "Ich bin so froh, dass er dir schmeckt. Ich hätte da aber eine Bitte. Die Menschen kommen oft und stehlen meinen Honig. Könntest du mir nicht einen Stachel geben, so scharf, dass jeder, der meinen Honig nimmt, sofort dafür bestraft wird?"
Zeus runzelte die Stirn. Der Honig war köstlich, aber der Wunsch der Biene war nicht sehr freundlich. Er dachte einen Moment nach und sagte dann mit ernster Stimme: "Liebe Biene, für diesen wunderbaren Honig will ich dir deinen Wunsch erfüllen. Du sollst einen Stachel bekommen. Aber sei gewarnt: Wenn du diesen Stachel benutzt, um einen Menschen oder ein Tier zu stechen, wirst du deinen eigenen Stachel und damit auch dein Leben verlieren."
Die kleine Biene war erschrocken. Das hatte sie sich nicht so vorgestellt. Sie bedankte sich leise und flog davon.
Und seit diesem Tag haben die Bienen zwar einen Stachel, um sich und ihren Honig zu verteidigen, aber sie überlegen es sich sehr gut, bevor sie ihn einsetzen. Denn sie wissen, dass es sie das eigene Leben kosten kann.
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