• Der hungrige Hund

    Äsopische Fabeln
    Stellt euch vor, ein kleiner Hund namens Fido hatte einen Bärenhunger. Sein Magen knurrte so laut wie ein Gewitter an einem Sommertag. Er schnüffelte hier und er schnüffelte da, immer auf der Suche nach etwas Leckerem.

    Und was für ein Glück! Hinter einem Busch fand er einen wunderbaren, saftigen Knochen. "Juhu!", dachte Fido und wedelte aufgeregt mit dem Schwanz. "Den nehme ich mit an einen ruhigen Ort und genieße ihn."

    Mit dem Knochen fest im Maul trabte Fido los. Er kam zu einem kleinen Flüsschen, über das eine schmale Holzbrücke führte. Vorsichtig setzte er eine Pfote nach der anderen auf die Brücke. Als er in der Mitte war, schaute er neugierig ins klare Wasser hinunter.

    Und was sah er da? Einen anderen Hund! Und dieser Hund hatte auch einen Knochen im Maul. Fido blinzelte. Der Knochen des anderen Hundes sah irgendwie noch größer und noch saftiger aus als seiner. Fido wusste nicht, dass er nur sein eigenes Spiegelbild im Wasser sah.

    "Hm", dachte Fido, "wenn ich diesen Knochen auch noch hätte, dann wäre ich der glücklichste Hund der Welt!" Er wurde ein bisschen gierig. Er dachte sich: "Ich belle ihn ganz laut an, dann erschrickt er bestimmt, lässt seinen Knochen fallen, und ich kann ihn mir schnappen!"

    Gesagt, getan. Fido riss sein Maul weit auf, um den anderen Hund anzubellen: "WUFF!"
    Aber in dem Moment, als er sein Maul öffnete, passierte es: Plumps! Sein eigener, schöner Knochen fiel aus seinem Maul, platschte ins Wasser und sank schnell auf den Grund des Flüsschens.

    Erschrocken schaute Fido. Der andere Hund im Wasser war auch weg – und mit ihm sein verlockender Knochen. Nun stand Fido ganz allein und traurig auf der Brücke. Er hatte keinen Knochen mehr. Weil er den Knochen des anderen Hundes haben wollte, hatte er seinen eigenen verloren. Da musste Fido lernen, dass es manchmal besser ist, mit dem zufrieden zu sein, was man hat.

    1357 Aufrufe