In einem großen, grünen Wald, wo die Bäume bis in den Himmel ragten, spazierte eines Tages ein großer, brummiger Bär umher. Plötzlich hörte er ein wunderschönes Lied. "Wer singt denn da so lieblich?", brummte der Bär und folgte dem Gesang.

Da traf er den Wolf. "Wolf, mein Freund," sagte der Bär, "wer singt denn hier so zauberhaft? Ich muss wissen, wer der König der Vögel ist!"
Der Wolf lachte. "Das ist der Zaunkönig, lieber Bär. Er ist der König aller Vögel."
"Aha!", sagte der Bär. "Dann will ich seinen Palast sehen. Zeig ihn mir!"
"Nicht so schnell," warnte der Wolf. "Warte lieber, bis die Königin nach Hause kommt. Sie bringt den Kindern Futter."

Aber der Bär war neugierig und ungeduldig. Er schlich sich zum Nest des Zaunkönigs, das zwischen den Zweigen versteckt war. Er lugte hinein und sah fünf oder sechs kleine, nackte Vogelküken. "Pfui!", brummte der Bär. "Was für hässliche kleine Dinger! Das sollen Königskinder sein?"

In diesem Moment kamen der Zaunkönig und seine Frau zurück. Sie hatten gehört, was der Bär gesagt hatte. Der kleine Zaunkönig plusterte sich auf und rief zornig: "Was sagst du da, Bär? Unsere Kinder hässlich? Das wirst du uns büßen! Krieg sollst du haben!"
Der Bär lachte nur über den winzigen Vogel. Aber der Zaunkönig meinte es ernst.

Er rief alle Vögel zusammen, die fliegen konnten: Adler, Falken, Eulen, Spatzen, Finken und sogar die kleinen Mücken und Hornissen. Der Bär wiederum rief alle Tiere zusammen, die auf vier Beinen liefen: den Fuchs, den Wolf, den Hirsch, das Wildschwein und viele andere. Sogar die Schlangen und Frösche kamen dazu.

Nun mussten sie einen Plan machen. Der Zaunkönig schickte die kleine, flinke Mücke als Spionin aus. Sie sollte herausfinden, wer der Anführer der Landtiere war und was ihr Plan war.
Die Mücke flog unbemerkt ins Lager der Landtiere. Dort hörte sie, wie der schlaue Fuchs zum General ernannt wurde. Der Fuchs sagte zu seinen Tieren: "Wenn ich meinen Schwanz hoch in die Luft hebe, dann greifen wir an!"

Die Mücke flog schnell zurück zum Zaunkönig und erzählte alles.
Am nächsten Morgen begann die große Schlacht. Die Vögel schwirrten in der Luft, und die Landtiere trampelten am Boden. Der Fuchs stand auf einem Hügel und wollte gerade seinen Schwanz als Zeichen zum Angriff heben.
Aber die schlaue Mücke war schneller! Sie flog unter den Schwanz des Fuchses und stach ihn kräftig. "Autsch!", schrie der Fuchs und zuckte zusammen. Vor Schmerz klemmte er seinen Schwanz fest zwischen die Beine.

Als die anderen Landtiere das sahen, riefen sie: "Oh nein! Der General klemmt den Schwanz ein! Das ist das Zeichen zum Rückzug!" Und alle Landtiere drehten um und rannten davon, so schnell sie konnten, zurück in den Wald.

Die Vögel jubelten! Sie hatten die Schlacht gewonnen, dank der kleinen, tapferen Mücke.
Der Zaunkönig flog stolz zum Bären. "Nun, Bär," zwitscherte er, "du siehst, auch die Kleinen können Großes bewirken. Du musst dich bei meinen Kindern entschuldigen!"
Der Bär schämte sich. Er ging zum Nest des Zaunkönigs und sagte zu den kleinen Vögeln: "Es tut mir leid, dass ich euch hässlich genannt habe. Ihr seid wirklich prächtige kleine Prinzen und Prinzessinnen."

Die kleinen Zaunkönige piepsten fröhlich. Und von diesem Tag an waren der Bär und der Zaunkönig wieder Freunde. Der Bär hatte gelernt, dass man niemanden nach seinem Aussehen beurteilen soll und dass auch die Kleinsten sehr mutig sein können. Und alle Tiere im Wald lebten wieder friedlich zusammen.

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