Der faule Heinz
Grimms Märchen
Kennt ihr den Heinz? Nein? Dann passt mal auf! Heinz war ein Bursche, der hatte nur einen Gedanken im Kopf: Wie er am wenigsten tun konnte. Arbeiten? Ach was, das war gar nichts für ihn. Am liebsten lag er im Sonnenschein und tat – genau, nichts!
Eines Tages dachte sich Heinz: "Eine Frau wäre nicht schlecht. Aber sie muss genauso faul sein wie ich, sonst gibt es nur Streit." Und er fand auch bald die Richtige: die dicke Trine. Trine war nämlich auch schrecklich faul und stand nur auf, wenn es gar nicht anders ging. Heinz sagte zu ihr: "Trine, wenn du meine Frau wirst, müssen wir beide so wenig wie möglich arbeiten. Ist das was für dich?" Trine gähnte und meinte: "Das klingt gut." So heirateten die beiden Faulpelze.
Nun besaßen die beiden eine Kuh. Jeden Morgen musste diese Kuh auf die Weide getrieben werden. "Trine, heute bist du dran", sagte Heinz. "Nein, du", antwortete Trine. Das ging jeden Tag so, und es war beiden viel zu anstrengend. "Weißt du was?", sagte Heinz eines Tages, "Wir tauschen die Kuh gegen etwas, das weniger Arbeit macht!" Trine nickte zustimmend.
Gesagt, getan. Sie tauschten die Kuh gegen eine Ziege. "Siehst du", sagte Heinz, "eine Ziege ist doch viel kleiner und frisst weniger. Weniger Arbeit für uns!" Aber auch die Ziege musste jeden Tag zur Weide und gemolken werden. "Ach", stöhnte Trine, "das ist ja immer noch zu viel Arbeit!"
Also tauschten sie die Ziege gegen eine Gans. "Eine Gans!", freute sich Heinz. "Die findet ihr Futter fast von allein, und wir bekommen Federn für weiche Kissen!" Aber die Gans schnatterte laut und musste auch versorgt werden. "Ach", seufzte Trine, "das ist immer noch nicht faul genug für uns."
Da sahen sie einen Scherenschleifer, der einen schweren Schleifstein bei sich trug. "Den wollen wir haben!", rief Heinz. "Ein Stein muss nicht gefüttert werden und macht keine Arbeit!" Der Mann war einverstanden und gab ihnen den Schleifstein. Weil er gut gelaunt war, schenkte er ihnen noch einen einfachen Feldstein dazu. "Schau, Trine!", sagte Heinz stolz. "Jetzt sind wir richtig reich! Zwei Steine, ganz ohne Arbeit!"
Sie luden sich die Steine auf den Rücken und machten sich auf den Heimweg. Aber die Steine waren furchtbar schwer. "Puh, sind die schwer!", keuchte Trine. "Und wozu brauchen wir die eigentlich?", fragte Heinz, dem der Schweiß von der Stirn lief.
Als sie müde an einem Brunnen rasteten, plumms! Da stieß Heinz aus Versehen den schweren Schleifstein hinein. Trine sah, wie er im Wasser verschwand. "Soll der andere Stein auch gleich hinterher?", fragte sie. "Ja, unbedingt!", rief Heinz erleichtert. "Dann sind wir diese schwere Last endlich los!" Und schwuppdiwupp, schon plumpste auch der zweite Stein in den tiefen Brunnen.
Da standen sie nun, ohne Kuh, ohne Ziege, ohne Gans und ohne Steine. Heinz und Trine sahen sich an und lachten. "Endlich!", rief Heinz. "Endlich sind wir frei von aller Last und Arbeit!" Trine nickte glücklich.
Und so lebten der faule Heinz und die dicke Trine vergnügt und zufrieden weiter, ganz ohne schwere Arbeit, bis an ihr Lebensende.
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