• Der undankbare Sohn

    Grimms Märchen
    Hört mal zu, Kinder, was ich euch erzählen will.

    Es gab da einmal einen Mann, der hatte ein leckeres, gebratenes Hähnchen auf dem Tisch. Es duftete so gut! Gerade als er anfangen wollte zu essen, klopfte es an der Tür. Sein alter Vater kam herein.

    „Sohn,“ sagte der Vater, „was hast du denn da Feines? Gib mir doch ein Stückchen ab, ich habe solchen Hunger.“

    Aber der Sohn war geizig und dachte: „Wenn ich ihm etwas gebe, bleibt weniger für mich.“ Also sagte er schnell: „Ach, Vater, das ist nichts für dich. Ich verstecke es lieber.“ Und er tat so, als ob er das Hähnchen schnell unter den Tisch schieben wollte.

    Der alte Vater seufzte traurig und ging wieder hinaus.

    Der Sohn rieb sich die Hände und wollte nun endlich sein Hähnchen genießen. Doch als er danach griff, was war das? Das Hähnchen war verschwunden! An seiner Stelle saß eine dicke, glitschige Kröte auf dem Teller. Und bevor der Sohn sich versehen konnte, sprang die Kröte ihm mit einem Satz mitten ins Gesicht!

    Sie krallte sich fest und wollte nicht mehr herunter. Er versuchte sie abzuschütteln, aber die Kröte blieb, wo sie war. Von diesem Tag an musste der undankbare Sohn die Kröte auf seinem Gesicht füttern. Wenn er es nicht tat, so zwickte sie ihn schmerzhaft. So musste er immer daran denken, wie schlecht er zu seinem Vater gewesen war.

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