Die grünen Perlen
Andersens Märchen
In einem gemütlichen kleinen Häuschen, wo die Blumen im Garten besonders bunt blühten, lebte ein Mädchen namens Elisa. Elisa war nicht reich, aber sie besaß einen Schatz: eine wunderschöne Kette aus kleinen, leuchtend grünen Perlen. Diese Kette hatte sie von ihrer lieben Mama bekommen, bevor diese in den Himmel ging. Jedes Mal, wenn Elisa die Perlen berührte, fühlte es sich an, als ob ihre Mama ihr sanft über die Wange strich.
Nicht weit entfernt, in einem großen Haus mit einem riesigen Garten, wohnte Klara. Klara hatte viele Spielsachen und schöne Kleider, aber sie wollte immer mehr. Eines Tages sah Klara Elisa mit ihrer grünen Perlenkette. "Oh, die ist aber hübsch!", rief Klara. "Die will ich haben! Ich gebe dir meine schönste Puppe dafür!"
Elisa schüttelte den Kopf. "Nein, danke", sagte sie leise. "Diese Kette ist ein Andenken an meine Mama. Die verkaufe ich nicht."
Klara versuchte es immer wieder. Sie bot Elisa Süßigkeiten an, ein glitzerndes Spielzeugauto und sogar ein kleines Pony aus Plüsch. Aber Elisa sagte jedes Mal: "Nein, meine Perlenkette ist mir wichtiger."
Dann kam der Winter. Es wurde bitterkalt und Elisa hatte oft Hunger. Ihr kleines Mäntelchen war dünn und hielt sie kaum warm. Klara sah, wie Elisa fror. Da hatte sie eine Idee. "Elisa", sagte sie, "wenn du mir deine grünen Perlen gibst, bekommst du meinen warmen Wollmantel und einen Korb voll mit leckerem Brot und Käse."
Elisa dachte lange nach. Ihr Bauch knurrte und ihre Finger waren eiskalt. Schweren Herzens nahm sie die Kette ab. "Hier", flüsterte sie und gab Klara die Perlen. Dafür bekam sie den warmen Mantel und das Essen.
Klara freute sich riesig und legte die Kette sofort um. Aber komisch! Die Perlen glänzten gar nicht mehr so schön an ihrem Hals. Sie fühlten sich irgendwie kalt und schwer an. Es machte ihr gar keine Freude, sie zu tragen.
Elisa war nun warm und satt. Aber ihr Herz war ein bisschen traurig, weil die Perlen weg waren. Doch immer wenn sie an ihre Mama dachte, spürte sie eine Wärme in sich, die kein Mantel geben konnte.
Klara verstand langsam, dass man die schönsten Dinge nicht kaufen kann, besonders wenn man dafür jemand anderen traurig macht. Die grünen Perlen lagen bald vergessen in ihrer Schmuckschatulle. Und Elisa? Sie spielte weiter im Schnee, lachte mit den Vögeln und dachte oft an ihre Mama. Und manchmal, ganz leise, sang sie die Lieder, die ihre Mama ihr beigebracht hatte. Das war ihr ganz eigener, unsichtbarer Schatz.
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