• Der Krieg zwischen Asen und Wanen

    Nordische Mythologie
    Stellt euch vor, hoch oben im Himmel, in einer glitzernden Stadt namens Asgard, lebten die Asen-Götter. Ihr Anführer war der kluge Odin mit nur einem Auge. Nicht weit davon entfernt, in einem Land namens Wanaheim, das voller Blumen und Magie war, lebten die Wanen-Götter. Sie liebten die Natur und kannten viele Zaubertricks.

    Eines Tages kam eine Zauberin von den Wanen namens Gullveig nach Asgard. Gullveig liebte Gold mehr als alles andere auf der Welt. Sie redete nur von Gold, zeigte ihr Gold und wollte immer mehr Gold. Das machte die Asen-Götter zuerst neugierig, dann aber ein bisschen misstrauisch und schließlich richtig wütend. Sie fanden, dass Gullveigs Gier nach Gold Unruhe stiftete. Dreimal versuchten sie, Gullveig loszuwerden, indem sie sie in ein großes Feuer warfen. Aber jedes Mal, wenn das Feuer erlosch, stand Gullveig wieder da, lachte und war kein bisschen verletzt!

    Das fanden die Asen-Götter nun gar nicht mehr lustig. Sie gaben den Wanen-Göttern die Schuld dafür, dass Gullveig so viel Ärger machte. Die Wanen wiederum waren sauer, dass die Asen ihre Gullveig so schlecht behandelt hatten. Und so, zack, begann ein richtiger Krieg zwischen den Asen und den Wanen! Speere flogen durch die Luft, Schilde krachten gegeneinander, und die Mauern von Asgard bekamen Risse. Die Wanen-Götter zeigten, dass sie mit ihrer Naturmagie ganz schön stark waren, und die Asen kämpften tapfer mit ihren Schwertern und Hämmern.

    Lange Zeit ging das so. Mal gewannen die Asen eine Schlacht, mal die Wanen. Es war ein bisschen wie beim Tauziehen, wo keine Seite richtig gewinnen kann. Irgendwann wurden alle müde vom Kämpfen. Odin und die anderen Götter setzten sich zusammen und dachten nach. "Dieser Krieg ist doch blöd", sagten sie. "Niemand gewinnt wirklich, und alles geht kaputt."

    Also beschlossen sie, Frieden zu schließen. Um sicherzugehen, dass dieser Frieden auch wirklich hält, hatten sie eine schlaue Idee: Sie wollten wichtige Götter austauschen, sozusagen als Friedenspfand. Die Asen schickten Hönir, einen großen, gutaussehenden Gott, der aber nicht sehr entscheidungsfreudig war, und Mimir, den klügsten aller Götter, dessen Kopf voller Weisheit steckte.
    Die Wanen schickten Njörd, den Gott des Meeres und des Windes, seinen Sohn Freyr, der für Sonnenschein, Regen und gute Ernten sorgte, und seine wunderschöne Tochter Freyja, die Göttin der Liebe, der Schönheit und der Zauberei.

    Zuerst lief alles gut. Njörd, Freyr und Freyja wurden in Asgard freundlich aufgenommen. Aber die Wanen merkten bald, dass Hönir ohne Mimir an seiner Seite nicht viel zu sagen wusste und keine klugen Entscheidungen treffen konnte. Sie fühlten sich von den Asen ein bisschen reingelegt. Sie wurden so wütend darüber, dass sie etwas Schreckliches taten: Sie schnitten Mimir den Kopf ab und schickten ihn zurück nach Asgard zu Odin.

    Odin war natürlich sehr traurig und wütend, als er Mimirs Kopf sah. Aber Odin war auch sehr mächtig und klug. Er nahm Mimirs Kopf, rieb ihn mit besonderen Kräutern ein und sprach Zauberformeln darüber. Und siehe da! Mimirs Kopf konnte wieder sprechen und Odin weiterhin mit seiner unendlichen Weisheit beraten.

    Trotz dieser schlimmen Sache mit Mimir hielt der Frieden zwischen den Asen und den Wanen. Njörd, Freyr und Freyja blieben in Asgard und wurden dort sehr wichtige und beliebte Götter. Freyja lehrte die Asen-Götter sogar die besondere Magie der Wanen, die man Seidr nannte. Und so lebten die beiden Götterfamilien endlich in Harmonie zusammen, lernten voneinander und machten die Welt der Götter noch ein bisschen bunter und spannender.

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