Die Neun Welten
Nordische Mythologie
Stell dir vor, ganz am Anfang gab es nichts als eine riesige, leere Lücke. Diese Lücke hieß Ginnungagap. Auf der einen Seite dieser Lücke war es unglaublich heiß, das war Muspelheim, das Land des Feuers. Dort lebten Feuerriesen und alles glühte und sprühte Funken. Auf der anderen Seite war es eiskalt und neblig, das war Niflheim, das Land des Eises.
Als die Hitze aus Muspelheim auf das kalte Eis aus Niflheim traf, begann das Eis zu schmelzen und zu tropfen. Aus diesen Tropfen entstand der allererste Riese, Ymir. Er war riesig groß! Und weil er Hunger hatte, entstand aus dem schmelzenden Eis auch eine riesige Kuh namens Audhumla. Ymir trank die Milch von Audhumla, und Audhumla leckte an den salzigen Eisblöcken, um sich zu ernähren.
Während Audhumla so am Eis leckte, kam nach drei Tagen ein Wesen zum Vorschein: Buri. Buri war der Vorfahre der Götter. Buri bekam einen Sohn, der hieß Bor, und Bor heiratete eine Riesin. Sie hatten drei Söhne: Odin, Vili und Ve. Das waren die ersten Götter vom Geschlecht der Asen.
Odin und seine Brüder fanden, dass der Riese Ymir einfach zu viel Platz wegnahm. Sie beschlossen, dass es Zeit für etwas Neues war. Also kämpften sie gegen Ymir und besiegten ihn. Aus seinem riesigen Körper erschufen sie dann die Welt.
Sein Fleisch wurde zur Erde. Sein Blut wurde zu den Meeren, Seen und Flüssen. Seine Knochen wurden zu den Bergen und Hügeln, und seine Zähne und zersplitterten Knochen wurden zu Steinen und Felsen.
Aus seinem Schädel machten die Götter den Himmel und spannten ihn über die Erde. Vier starke Zwerge, Nordri, Sudri, Austri und Westri, mussten den Himmel an den vier Ecken festhalten, damit er nicht herunterfiel – einer im Norden, einer im Süden, einer im Osten und einer im Westen.
Die Wolken am Himmel, die machten sie aus Ymirs Gehirn. Und aus seinen Augenbrauen bauten sie einen starken Wall um den Teil der Erde, den sie für die Menschen vorgesehen hatten. Diesen Ort nannten sie Midgard, was "Mittelheim" bedeutet.
So entstanden nach und nach neun verschiedene Welten, die alle durch einen riesigen, wunderbaren Baum verbunden waren, den Weltenbaum Yggdrasil. Seine Äste reichten bis in den Himmel und seine Wurzeln tief in die verschiedenen Welten.
Da war Asgard, die Heimat der Asen-Götter wie Odin und Thor. Es war ein prächtiger Ort hoch oben in den Ästen von Yggdrasil, und eine Regenbogenbrücke namens Bifröst führte von dort nach Midgard.
Midgard war die Welt der Menschen, geschützt durch den Wall aus Ymirs Augenbrauen.
Jotunheim war das Land der Riesen, oft frostig und wild.
Vanaheim war die Heimat der Wanen-Götter, die für Fruchtbarkeit und Weisheit bekannt waren.
Alfheim war das helle und schöne Land der Lichtelfen.
Svartalfheim, auch Nidavellir genannt, lag tief unter der Erde. Dort lebten die Dunkelelfen und die Zwerge, die meisterhafte Schmiede und Handwerker waren.
Niflheim, das eisige Nebelland vom Anfang, existierte immer noch.
Muspelheim, das glühende Feuerland, gab es auch weiterhin.
Und ganz tief unten, unter den Wurzeln von Yggdrasil, lag Helheim, das Reich der Toten, das von der Göttin Hel bewacht wurde. Dorthin kamen diejenigen, die nicht ehrenvoll im Kampf gestorben waren.
So gab es neun Welten, jede einzigartig und voller Geheimnisse, alle miteinander verbunden durch den großen Weltenbaum Yggdrasil. Und in diesen Welten spielten sich viele spannende Geschichten ab!
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