• Bacchus, der römische Gott des Weines

    Römische Mythologie
    Hört mal her, Kinder, ich erzähle euch eine Geschichte von einem ganz besonderen Gott. Sein Name war Bacchus, und er war immer für einen Spaß zu haben!

    Bacchus' Papa war Jupiter, der oberste Chef aller Götter, und seine Mama war eine wunderschöne Prinzessin namens Semele. Aber Jupiters Frau, die Göttin Juno, war furchtbar eifersüchtig auf Semele. "Pah!", dachte Juno, "Diese Prinzessin! Ich werde ihr einen lustigen, aber auch ein bisschen gemeinen Streich spielen!"

    Also verkleidete sich Juno als eine alte, weise Frau und flüsterte Semele ins Ohr: "Liebe Semele, wenn Jupiter dich wirklich so sehr liebt, wie er sagt, dann soll er sich dir doch mal in seiner ganzen, strahlenden Götter-Power zeigen!" Semele fand die Idee super und ahnte nicht, dass es ein Trick war.

    Sie bat Jupiter: "Oh, liebster Jupiter, zeig dich mir doch einmal in deiner wahren Gestalt, mit all deiner Macht und Herrlichkeit!" Jupiter wurde sehr traurig, denn er wusste: Kein Mensch kann es aushalten, einen Gott in seiner vollen Pracht zu sehen. Aber er hatte es Semele versprochen. Also zeigte er sich, und er leuchtete heller als tausend Sonnen! Für Semele war das viel zu viel, und sie zerfiel zu Staub.

    Aber Jupiter war schlau! Er sah, dass Semele ein Baby in ihrem Bauch trug – den kleinen Bacchus! Schnell rettete er das Baby, bevor es ihm schlecht ging. Und weil es noch nicht ganz fertig war, um auf die Welt zu kommen, nähte Jupiter den kleinen Bacchus einfach in seinen eigenen Oberschenkel! Ja, ihr habt richtig gehört, in seinen Oberschenkel! Dort blieb Bacchus sicher, bis er stark genug war.

    Als die Zeit gekommen war, wurde Bacchus aus Jupiters Oberschenkel geboren. Deshalb nannten ihn manche auch den "Zweimalgeborenen" – einmal fast von Mama Semele und einmal von Papa Jupiter.

    Bacchus wurde von lieben Nymphen, das sind so etwas wie Waldfeen, und lustigen Satyrn, die aussahen wie Menschen mit Ziegenbeinen und Hörnern, großgezogen. Er wuchs zu einem fröhlichen jungen Gott heran. Er liebte es zu lachen, zu tanzen und Musik zu machen. Und er entdeckte etwas ganz Tolles: die Weintraube! Er fand heraus, wie man daraus leckeren Saft und später auch Wein machen konnte, der die Menschen fröhlich und ausgelassen machte.

    Bacchus reiste mit seinen Freunden, den tanzenden Mänaden (das waren seine wilden Freundinnen) und den pfiffigen Satyrn, durch die ganze Welt. Sie hatten immer Musikinstrumente dabei und trugen Kränze aus Efeu und Weinblättern. Überall, wo Bacchus hinkam, brachte er den Menschen bei, wie man Weintrauben anbaut und daraus köstlichen Wein macht. Und natürlich, wie man tolle Feste feiert!

    Einmal war Bacchus auf einem Schiff unterwegs. Die Seeleute waren böse Piraten und erkannten ihn nicht. Sie dachten, er sei ein reicher Prinz, den sie entführen und für viel Geld verkaufen könnten. Bacchus lächelte nur geheimnisvoll. Plötzlich wuchsen dicke Weinranken über das ganze Schiff! Die Ruder verwandelten sich in Schlangen, und überall duftete es nach Wein. Die Piraten bekamen riesige Angst, sprangen ins Meer und – schwupps – verwandelten sie sich alle in Delfine! Nur der Steuermann, der als Einziger nett zu Bacchus gewesen war, durfte ein Mensch bleiben.

    Auf einer seiner Reisen fand Bacchus eine traurige Prinzessin namens Ariadne auf einer einsamen Insel. Ihr Freund hatte sie dort einfach zurückgelassen. Bacchus tröstete sie, verliebte sich in sie und heiratete sie. Er schenkte ihr sogar einen wunderschönen Sternenkranz, den man heute noch am Himmel sehen kann.

    Und so wurde Bacchus der Gott des Weines, der Freude, der Feste und auch des Theaters. Immer wenn Menschen zusammenkamen, um zu lachen, zu singen, zu tanzen und das Leben zu genießen, dann war Bacchus bestimmt nicht weit und freute sich mit ihnen.

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