Apollo und Daphne
Griechische Mythologie
An einem sonnigen Tag in der alten Götterwelt war der Gott Apollo mächtig stolz. Er hatte gerade ein riesiges Schlangenmonster besiegt, das Python hieß. „Seht her!“, rief er. „Ich bin der stärkste Schütze!“
Da kam der kleine Liebesgott Eros mit seinem Pfeil und Bogen vorbeigeflogen. Eros war der Sohn der Liebesgöttin Aphrodite und konnte mit seinen Pfeilen die Herzen der Menschen und Götter treffen. Apollo lachte ihn aus: „Was willst du denn mit deinem kleinen Spielzeugbogen, Kleiner? Schau dir meinen an, damit habe ich Python besiegt!“
Eros wurde ein bisschen ärgerlich. „Mein Bogen ist vielleicht klein, aber er ist sehr mächtig!“, sagte er. „Und um dir das zu beweisen, werde ich dich treffen!“
Und schwups! Eros nahm zwei Pfeile aus seinem Köcher. Einen goldenen Pfeil, der Liebe macht, und einen bleiernen Pfeil, der Liebe vertreibt. Den goldenen Pfeil schoss er direkt in Apollos Herz. Autsch! Aber es tat nicht weh, sondern Apollo fühlte sich plötzlich ganz komisch kribbelig.
Genau in diesem Moment kam die wunderschöne Nymphe Daphne vorbei. Daphne war eine Tochter des Flussgottes Peneus und liebte es, frei im Wald herumzulaufen. Sie wollte niemals heiraten.
Als Apollo Daphne sah, verliebte er sich sofort unsterblich in sie. „Oh, wie schön sie ist!“, dachte er. „Sie muss meine Frau werden!“
Aber Eros hatte noch den zweiten Pfeil. Den bleiernen Pfeil schoss er in Daphnes Herz. Und als Daphne Apollo sah, der ihr mit leuchtenden Augen entgegenkam, wollte sie nur noch eines: weglaufen! Sie fand ihn überhaupt nicht toll.
„Daphne, warte!“, rief Apollo. „Ich bin es, Apollo! Ich bin ein Gott! Ich will dir nichts tun, ich liebe dich!“
Aber Daphne hörte nicht. Sie rannte so schnell sie konnte durch den Wald. Sie hatte Angst vor diesem verliebten Gott.
Apollo rannte hinterher. Er war sehr schnell, denn er war ja ein Gott, aber Daphne war auch eine flinke Läuferin. Sie rannte über Stock und Stein, durch Bäche und über Wiesen. Apollo kam ihr immer näher.
Als Apollo sie fast eingeholt hatte und sie schon seinen Atem in ihrem Nacken spürte, rief Daphne verzweifelt zu ihrem Vater, dem Flussgott: „Hilf mir, Papa! Bitte, verwandle mich! Nimm mir diese Gestalt, die ihm so gefällt!“
Ihr Vater hörte ihren Ruf. Und kaum hatte sie das gesagt, spürte sie, wie ihre Füße schwer wurden und Wurzeln in die Erde schlugen. Ihre Haut wurde zu Rinde, ihre Arme zu Ästen und ihre Haare zu grünen Blättern. Sie verwandelte sich in einen wunderschönen Lorbeerbaum.
Apollo kam an und sah nur noch den Baum. Er war sehr, sehr traurig. Er umarmte den Stamm des Baumes, der eben noch Daphne gewesen war. „Oh Daphne“, sagte er leise. „Auch wenn du nicht meine Frau sein kannst, so sollst du doch mein heiliger Baum sein. Deine Blätter sollen die Helden, Dichter und Sieger schmücken.“
Und deshalb, Kinder, ist der Lorbeerbaum bis heute ein Zeichen für Sieg und Ehre, und Apollo trägt oft einen Kranz aus Lorbeerblättern auf seinem Kopf, um sich immer an seine erste, unglückliche Liebe zu Daphne zu erinnern.
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