Die zwei Soldaten und der Räuber
Äsopische Fabeln
Stell dir vor, zwei Soldaten, nennen wir sie Paul und Max, marschierten eines schönen Morgens eine lange, staubige Straße entlang. Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten, und die beiden unterhielten sich fröhlich. Paul war ein ruhiger Typ, aber Max redete gerne groß und erzählte von seinen angeblich heldenhaften Taten.
Plötzlich, wie aus dem Nichts, sprang ein grimmiger Räuber mit einem wilden Bart und einem funkelnden Säbel aus dem Gebüsch hervor! "Halt!", brüllte der Räuber. "Gebt mir alles, was ihr habt, oder es wird euch schlecht ergehen!"
Max, der eben noch so mutig geklungen hatte, wurde kreidebleich. "Oh je, oh je!", piepste er, ließ sein Schwert fallen, drehte sich auf dem Absatz um und rannte davon, so schnell ihn seine Beine tragen konnten. Er versteckte sich hinter einem dicken Baum und zitterte am ganzen Leib.
Paul aber blieb stehen. Er zog sein Schwert, nicht weil er keine Angst hatte, sondern weil er wusste, dass Weglaufen nichts nützte. "Das werden wir ja sehen!", rief er dem Räuber entgegen. Es kam zu einem kurzen, aber heftigen Kampf. Paul parierte geschickt die Hiebe des Räubers und stieß schließlich so kräftig zu, dass der Räuber seinen Säbel fallen ließ und mit einem Schmerzensschrei davonhumpelte.
Als die Luft rein war und der Räuber verschwunden war, kam Max langsam aus seinem Versteck geschlichen. Er klopfte sich den Staub von der Uniform, richtete seinen Helm und rief mit lauter Stimme: "Puh, das war knapp! Gut, dass WIR ihn so in die Flucht geschlagen haben! Hast du gesehen, wie er vor MEINER Entschlossenheit gezittert hat?" Er schwang sein Schwert, das er schnell wieder aufgehoben hatte, durch die Luft.
Paul sah ihn mit großen Augen an. Dann sagte er ganz ruhig: "Mein lieber Max, wenn ich nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, wie du wie ein Hase davongelaufen bist, dann hätte ich dir deine Prahlerei vielleicht sogar geglaubt. Aber so weiß ich, dass deine Worte nur heiße Luft sind."
Max wurde rot bis über beide Ohren und schaute beschämt zu Boden. Er sagte kein Wort mehr für den Rest des Weges.
1912 Aufrufe