• Der Fuchs und der Affe

    Äsopische Fabeln
    Tief im Wald, wo die Bäume bis in den Himmel ragten, hatten sich die Tiere versammelt. Sie wollten einen neuen König wählen. Wer sollte es sein? Der Löwe war stark, aber oft zu brummig. Der Elefant war weise, aber ein bisschen langsam.

    Da sprang der Affe auf die Bühne, die ein großer, flacher Stein war. Er machte lustige Purzelbäume, zog komische Grimassen und tanzte so ausgelassen, dass alle Tiere lachen und klatschen mussten. "Der Affe ist so unterhaltsam!", riefen viele. "Er soll unser König sein!" Und so wurde der Affe zum König gewählt. Er setzte sich eine Krone aus Blättern auf und war mächtig stolz.

    Nur der schlaue Fuchs war nicht begeistert. Er dachte sich: "Ein König muss doch mehr können, als nur lustig tanzen und Faxen machen."

    Ein paar Tage später fand der Fuchs im Wald eine Falle, die ein Jäger dort aufgestellt hatte. In der Falle lag ein leckeres Stück Käse als Köder. Da hatte der Fuchs eine Idee. Er rannte schnell zum Affenkönig, der gerade versuchte, wichtige Entscheidungen zu treffen, aber eigentlich nur mit seiner Blätterkrone spielte.

    "Oh, mein König!", sagte der Fuchs mit einer tiefen Verbeugung. "Ich habe etwas Wunderbares für dich gefunden! Einen Schatz, der nur darauf wartet, von dir entdeckt zu werden."
    Der Affe, der immer neugierig und ein bisschen gierig war, spitzte die Ohren. "Einen Schatz? Für mich? Wo ist er denn?"
    "Folge mir, Majestät", sagte der Fuchs listig und führte den Affen direkt zu der Falle mit dem Käse. "Sieh nur, welch köstlicher Bissen dort liegt! Sicherlich von den Waldgeistern für unseren weisen König hinterlassen."

    Der Affe dachte nicht lange nach. Er sah den Käse, und schon wollte er ihn haben. Ohne aufzupassen, griff er danach. Klapp! Die Falle schnappte zu, und der Affe saß fest.
    "Auweia! Hilfe!", jammerte der Affe und zappelte.

    Der Fuchs schüttelte den Kopf und sagte mit einem schlauen Lächeln: "Siehst du, mein lieber Affe? Wer so unvorsichtig ist und sich so leicht täuschen lässt, der kann wohl kaum ein guter König für andere sein. Ein Herrscher braucht nicht nur Unterhaltungstalent, sondern auch Klugheit."

    Die anderen Tiere, die herbeigelaufen kamen, sahen den gefangenen Affen und hörten die Worte des Fuchses. Sie nickten nachdenklich. Es stimmte wohl, dass ein guter Anführer mehr braucht als nur lustige Tänze.

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