Der Gärtner und der Hund
Äsopische Fabeln
In einem hübschen, grünen Garten, wo die Sonnenblumen lachten und die Bienen summten, lebte ein freundlicher Gärtner. Er hatte einen kleinen Hund, den er sehr liebte. Der Hund hieß Flecki und war meistens ein braver Kerl, der dem Gärtner auf Schritt und Tritt folgte.
Eines Tages, als Flecki besonders ausgelassen im Garten spielte, rannte er zu nah an den alten Brunnen. Der Brunnen war tief und hatte keinen Deckel. Und schwupps, bevor Flecki es sich versah, purzelte er hinein! "Wuff! Wuff! Jauuul!", bellte Flecki erschrocken aus der Tiefe.
Der Gärtner hörte das klägliche Bellen und rannte sofort zum Brunnen. "Flecki! Mein armer Flecki!", rief er besorgt. "Keine Angst, ich hole dich da raus!" Schnell holte der Gärtner eine lange Leiter und ließ sie vorsichtig in den Brunnen hinab. Dann kletterte er selbst ein Stück hinunter.
"Komm, Flecki, ich helfe dir", sagte der Gärtner sanft und streckte seine Hand aus, um den zitternden Hund zu packen. Aber Flecki hatte so große Angst und war so durcheinander, dass er nicht verstand, dass der Gärtner ihm helfen wollte. In seiner Panik schnappte er nach der Hand, die sich ihm entgegenstreckte, und biss den Gärtner.
"Aua!", rief der Gärtner und zog seine Hand schnell zurück. Er sah die Bisswunde und dann den verängstigten Hund im Brunnen. Er war sehr enttäuscht und auch ein bisschen traurig. "Ach, Flecki", sagte er mit einem Seufzer. "Wenn du denjenigen beißt, der dir Gutes tun will, dann kann ich dir leider nicht helfen."
Der Gärtner kletterte langsam wieder aus dem Brunnen, schüttelte den Kopf und ging mit seiner verletzten Hand davon. Flecki blieb allein im dunklen Brunnen zurück und musste nun sehen, wie er zurechtkam.
1996 Aufrufe