• Der Bauer und die Schlange

    Äsopische Fabeln
    Stellt euch vor, es war ein richtig kalter Wintertag. Der Wind pfiff um die Ecken und dicke Schneeflocken tanzten vom Himmel. Ein Bauer namens Klaus stapfte durch den tiefen Schnee. Er kam gerade von seiner Arbeit auf dem Feld und freute sich auf sein warmes Zuhause.

    Plötzlich sah er etwas Dunkles im Schnee liegen. Neugierig ging er näher. Es war eine Schlange! Sie lag ganz still da, steif und kalt vom Frost. "Oh, du armes Ding", murmelte Bauer Klaus. "Du bist ja ganz erfroren."

    Obwohl Schlangen gefährlich sein können, hatte der Bauer Mitleid. Er dachte sich: "Ich nehme sie mit nach Hause und wärme sie auf. Vielleicht wird sie ja wieder lebendig." Vorsichtig hob er die kalte Schlange auf, wickelte sie in ein Tuch und steckte sie behutsam unter seinen dicken Mantel, ganz nah an seinen warmen Körper.

    Zu Hause angekommen, legte Bauer Klaus die Schlange vorsichtig neben den warmen Kamin. Seine Kinder schauten neugierig zu. Langsam, ganz langsam, begann die Schlange sich durch die Wärme zu bewegen. Ihre Augen öffneten sich und sie züngelte ein wenig. Sie war wieder lebendig!

    Bauer Klaus freute sich. "Siehst du", sagte er zu seinen Kindern, "jetzt geht es ihr wieder gut." Er beugte sich hinunter, um die Schlange vielleicht sanft zu streicheln.

    Aber kaum hatte die Schlange ihre volle Kraft wiedererlangt, erinnerte sie sich daran, dass sie eine Schlange war. Und Schlangen können beißen, wenn sie sich bedroht fühlen oder einfach ihrer Natur folgen. Zischend schnellte sie vor und biss den Bauern in die Hand, die ihr gerade noch Wärme und Leben geschenkt hatte.

    "Autsch!", rief der Bauer erschrocken und traurig zugleich. Er verstand nun: Manche böse Naturen kann man auch mit viel Freundlichkeit nicht ändern.

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