Der Hund und sein Schatten
Äsopische Fabeln
An einem schönen, sonnigen Tag spazierte ein Hund namens Bello fröhlich durch die Gegend. Er hatte gerade ein besonders leckeres Stück Fleisch gefunden und trug es stolz im Maul. "Mmh, das wird ein Festmahl!", dachte er bei sich.
Sein Weg führte ihn über eine kleine Holzbrücke, unter der ein klarer Bach floss. Als Bello nach unten ins Wasser schaute, sah er dort einen anderen Hund. Und dieser Hund hatte auch ein Stück Fleisch im Maul! Bellos Augen wurden groß. "Huch," dachte er, "das Stück Fleisch von dem anderen Hund sieht ja noch viel größer und saftiger aus als meins!"
Bello wollte dieses größere Stück unbedingt haben. Also riss er sein Maul weit auf, um den anderen Hund anzuknurren und ihm das Fleisch abzujagen. Aber was passierte? Plumps! Sein eigenes, leckeres Stück Fleisch fiel ihm aus dem Maul, platschte ins Wasser und war sofort verschwunden. Und der Hund im Wasser mit dem großen Stück Fleisch? Der war auch weg, denn es war ja nur sein eigenes Spiegelbild gewesen.
Da stand Bello nun auf der Brücke, ganz ohne Fleisch, und schaute traurig ins Wasser. Er hatte sein gutes Stück Fleisch verloren, nur weil er noch mehr haben wollte und zu gierig war.
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