Der Teufel und seine Großmutter
Grimms Märchen
Es gab einmal drei Soldaten, die hatten kein Geld mehr vom König bekommen. "Was sollen wir nur tun?", fragten sie sich. Sie beschlossen, wegzulaufen und sich in einem großen Kornfeld zu verstecken, damit sie niemand finden konnte.
Doch als sie sich gerade ducken wollten, zischte es und ein seltsamer Herr stand vor ihnen. Er hatte feuerrote Augen und einen kleinen Spitzbart. "Hoho!", lachte er. "Ich bin der Teufel. Wenn ihr mir sieben Jahre lang dient, ohne euch zu waschen, zu kämmen, eure Haare oder Nägel zu schneiden, und ohne ein Gebet zu sprechen, dann sollt ihr reich werden für euer ganzes Leben. Aber wenn ihr es nicht schafft, dann gehört ihr mir!"
Zwei der Soldaten bekamen schreckliche Angst, aber der dritte, der war mutig und sagte: "Abgemacht! Das schaffen wir." Der Teufel gab ihnen eine Peitsche und sagte: "Immer wenn ihr damit schnalzt, springt Gold heraus, so viel ihr wollt."
Die Soldaten nahmen die Peitsche und schnalzten. Hui, da regnete es Goldstücke! Sie kauften sich die schönsten Kleider und das leckerste Essen. Aber sie durften sich ja nicht waschen. Nach fast sieben Jahren sahen sie furchtbar aus! Ihre Haare waren lang und zottelig wie bei einem wilden Tier, ihre Bärte reichten ihnen bis zu den Knien, und ihre Fingernägel waren krumm und lang wie Adlerkrallen. Die Leute liefen vor ihnen weg, so gruselig sahen sie aus.
Die zwei ängstlichen Soldaten jammerten: "Oh weh, oh weh! Die sieben Jahre sind bald um. Der Teufel wird uns holen!"
Aber der mutige Soldat sagte: "Keine Sorge, ich habe eine Idee! Ich gehe zur Großmutter des Teufels, vielleicht kann sie uns helfen."
Er machte sich auf den Weg und fand ein kleines, windschiefes Häuschen. Darin saß eine alte Frau in einem Schaukelstuhl. Das war die Großmutter des Teufels.
"Guten Tag, liebe Großmutter", sagte der Soldat. "Ich brauche Eure Hilfe. Mein Herr, der Teufel, will uns holen, wenn wir drei Rätsel nicht lösen können."
Die Großmutter schaute ihn mitleidig an. "Du armer Kerl", sagte sie. "Na gut, ich will sehen, was ich tun kann. Versteck dich hier!" Sie verwandelte ihn in eine winzige Ameise und steckte ihn in die große Falte ihres Rocks. "Sei ganz still!", flüsterte sie.
Bald darauf polterte der Teufel herein. "Großmutter, ich rieche, ich rieche Menschenfleisch!", brummte er und schnüffelte in allen Ecken.
"Ach was", sagte die Großmutter. "Du riechst immer was. Setz dich lieber hin und iss etwas. Was gab es denn heute Gutes bei dir zu essen?"
Der Teufel lachte. "Heute gab es einen gebratenen Fisch aus dem tiefen Meer!"
"Und was war dein Löffel dazu?", fragte die Großmutter weiter.
"Ein Walfischknochen war mein Löffel!", prahlte der Teufel.
"Und was war dein Weinglas?", wollte die Großmutter wissen.
"Ein alter, hohler Pferdehuf!", rief der Teufel und lachte schallend.
Die kleine Ameise in der Rockfalte hatte alles genau gehört. Als der Teufel eingeschlafen war, tippte die Großmutter auf die Ameise, und schwups, war der Soldat wieder da. "Hast du alles gehört?", fragte sie. "Ja!", sagte der Soldat und bedankte sich tausendmal.
Er rannte so schnell er konnte zu seinen Freunden zurück. "Ich weiß die Antworten!", rief er.
Kurz darauf erschien der Teufel mit einem breiten Grinsen. "Nun, ihr Wichte", sagte er. "Die sieben Jahre sind um. Entweder ihr löst meine drei Rätsel, oder ihr gehört mir!"
Der mutige Soldat trat vor. "Frag nur, Teufelchen!"
"Also gut", sagte der Teufel. "Was war heute mein Braten?"
"Ein gebratener Fisch aus dem tiefen Meer!", antwortete der Soldat.
Dem Teufel klappte der Mund auf. "R-richtig. Und was war mein Löffel?"
"Ein Walfischknochen!", rief der Soldat.
Der Teufel wurde blass. "U-und... und mein Weinglas?"
"Ein alter, hohler Pferdehuf!", rief der Soldat triumphierend.
Da wurde der Teufel knallrot vor Wut. Er stampfte mit dem Fuß auf, dass die Erde bebte. Aber er musste sein Wort halten. Er warf den Soldaten einen riesigen Sack voll Gold vor die Füße und verschwand mit einem lauten Knall und viel Schwefelgeruch.
Die drei Soldaten jubelten! Sie wuschen sich endlich von Kopf bis Fuß, schnitten ihre Haare und Nägel und zogen saubere Kleider an. Dann teilten sie das viele Gold und lebten glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage.
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