Wisst ihr, was einmal in einem großen, unheimlichen Wald geschah?

Dort fuhr ein armes Dienstmädchen mit ihrer Herrschaft in einer Kutsche. Plötzlich sprangen Räuber aus dem Gebüsch! Sie raubten alles und, ach du Schreck, alle wurden getötet, außer dem Mädchen. Es hatte sich schnell hinter einem dicken Baum versteckt.

Nun war das Mädchen ganz allein im Wald. Es hatte große Angst und wusste nicht, wohin. Es weinte bitterlich und war sehr hungrig.

Da kam plötzlich eine kleine, weiße Taube geflogen. Sie gurrte leise und sagte mit einer sanften Stimme: "Folge mir, liebes Kind, ich zeige dir ein Haus." Das Mädchen folgte der Taube zu einem winzigen Häuschen. Eine alte Frau mit freundlichen Augen öffnete die Tür.

Die alte Frau gab dem Mädchen warme Milch und Brot und ein weiches Bett für die Nacht. Das Mädchen war so dankbar.

Am nächsten Morgen sagte die alte Frau: "Liebes Kind, ich habe eine kleine Aufgabe für dich. Unter dem großen Holzhaufen hinter dem Haus liegt ein goldener Schlüssel. Bitte suche ihn für mich."

Das Mädchen suchte und suchte. Es räumte Holzscheit für Holzscheit beiseite, aber der Schlüssel war nirgends zu finden. Es wurde schon ganz müde. Da kam die weiße Taube wieder angeflogen. Sie pickte mit ihrem Schnabel auf eine bestimmte Stelle im Holzhaufen. Und siehe da, genau dort lag der goldene Schlüssel!

Das Mädchen brachte den Schlüssel freudig zur alten Frau. Die Frau lächelte und zeigte auf eine kleine, unscheinbare Tür in der Wand. "Öffne diese Tür mit dem Schlüssel", sagte sie.

Das Mädchen steckte den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn um. Die Tür schwang auf und dahinter funkelten die schönsten Edelsteine, Gold und Silber! Dem Mädchen verschlug es die Sprache.

Die alte Frau lächelte. "Du bist ein gutes und ehrliches Mädchen", sagte sie. "Du hast mir geholfen. Dieser Schatz ist dein Lohn." Und plötzlich, husch, verwandelte sich die alte Frau in eine strahlend schöne Königin! Und die kleine weiße Taube? Die wurde zu einem jungen, freundlichen Prinzen!

Der Prinz hatte das Mädchen schon lange aus der Ferne beobachtet und ihre gute Art bewundert. Er fragte, ob sie seine Frau werden wolle. Das Mädchen, das nun keine Angst mehr hatte und reich war, sagte fröhlich Ja. Sie feierten eine große Hochzeit und lebten glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage.

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