Tanze, tanze, meine Puppe!
Andersens Märchen
In einem Zimmer voller Spielsachen lebte ein kleines Mädchen namens Amalie. Amalie hatte eine wunderschöne Puppe mit blauen Augen und blonden Zöpfen. Sie liebte ihre Puppe sehr, aber es gab da ein kleines Problem. Amalie wünschte sich so sehr, dass ihre Puppe tanzen könnte.
"Tanze, tanze, meine Puppe!", rief sie oft und versuchte, die Puppe an ihren Armen und Beinen zu bewegen. Aber die Puppe blieb steif. Sie wackelte nur ein bisschen, wenn Amalie sie hin und her bewegte, aber richtig tanzen wollte sie nicht. Amalie seufzte. "Ach, könntest du doch nur richtig tanzen!"
Eines Tages kam ein kluger, junger Mann zu Besuch, der viele Bücher las. Er sah, wie Amalie versuchte, ihre Puppe zum Tanzen zu bringen. Er lächelte und sagte: "Vielleicht fehlt deiner Puppe ja etwas, um tanzen zu können."
Amalie schaute ihn mit großen Augen an. "Was denn?"
Der junge Mann dachte kurz nach. Dann nahm er ein ganz kleines, dünnes Büchlein aus seiner Tasche. Es war so klein, dass es perfekt in die Hand einer Puppe passte. "Hier", sagte er, "versuch mal, ihr dieses Buch unter den Arm zu klemmen. Vielleicht braucht sie ein paar schöne Geschichten, um Lust zum Tanzen zu bekommen."
Amalie war neugierig. Sie nahm das winzige Buch und klemmte es vorsichtig unter den Arm ihrer Puppe. Dann sagte sie wieder: "Tanze, tanze, meine Puppe!"
Und stell dir vor! Als Amalie die Puppe nun hielt und mit ihr durch das Zimmer wirbelte, fühlte es sich ganz anders an. Es war, als ob die Puppe viel leichter wäre und sich mit Freude bewegte. Amalie lachte und drehte sich mit ihrer Puppe im Kreis. Die Puppe mit dem kleinen Buch unter dem Arm schien nun wirklich mitzutanzen!
Der junge Mann nickte zufrieden. "Siehst du", sagte er, "manchmal braucht man nur ein bisschen Fantasie und eine gute Geschichte, damit die Dinge lebendig werden."
Von diesem Tag an "tanzte" Amalies Puppe oft. Amalie wusste, dass es ihre eigene Fantasie war, die die Puppe so lebendig machte, angeregt durch das kleine Buch. Und jedes Mal, wenn sie mit ihrer Puppe tanzte, dachte sie an all die wunderbaren Abenteuer, die in Büchern stecken.
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