König Midas und die goldene Berührung
Griechische Mythologie
Stellt euch einen König vor, der Gold über alles liebte. Sein Name war Midas. Er hatte schon viele Schätze in seinem Palast, aber er dachte immer nur: "Mehr Gold! Ich brauche mehr Gold!"
Eines Tages half König Midas einem alten, müden Mann, der sich im Wald verirrt hatte. Dieser Mann war ein Freund von Dionysos, dem Gott des Weines und der Freude. Dionysos war so dankbar für die Hilfe, dass er Midas einen Wunsch gewährte.
Midas überlegte nicht lange. Sein Herz machte einen kleinen Hüpfer. "Oh, weiser Dionysos," rief er, "ich wünsche mir, dass alles, was ich berühre, zu purem Gold wird!"
Dionysos runzelte ein wenig die Stirn, aber er sagte: "Dein Wunsch sei dir erfüllt. Aber sei vorsichtig mit dem, was du dir wünschst."
Midas war überglücklich! Er rannte sofort in seinen Garten. Er berührte eine wunderschöne Rose. Schwups! Die Rose wurde zu glänzendem Gold. Er hob einen Kieselstein auf. Klonk! Auch der Stein war aus Gold. Midas lachte und tanzte vor Freude. "Ich bin der reichste König der Welt!", jubelte er.
Doch als es Zeit zum Essen war, begann das Problem. Er nahm ein saftiges Stück Brot in die Hand. Kaum hatte er es berührt, war es ein harter, goldener Klumpen. Er wollte einen Apfel essen, aber auch der wurde zu Gold. Er versuchte, Wasser aus seinem Becher zu trinken, aber das Wasser verwandelte sich in flüssiges Gold, das er nicht schlucken konnte. Midas bekam Hunger und Durst.
Seine kleine Tochter, die er über alles liebte, kam fröhlich auf ihn zugelaufen, um ihn zu umarmen. Midas vergaß für einen Moment seinen goldenen Fluch und nahm sie in die Arme. Oh Schreck! Seine geliebte Tochter wurde zu einer kalten, goldenen Statue.
Jetzt war Midas nicht mehr glücklich. Er war schrecklich traurig und verzweifelt. Was nützte ihm all das Gold, wenn er nichts essen, nichts trinken und seine Tochter nicht mehr lachen sehen konnte?
Er rannte zurück zu Dionysos und weinte bitterlich. "Bitte, bitte, nimm diesen schrecklichen Wunsch zurück!", flehte er. "Ich will mein altes Leben wiederhaben! Gold ist nicht alles!"
Dionysos hatte Mitleid mit dem unglücklichen König. Er sagte: "Geh zum Fluss Paktolos und wasche dich darin. Dann wird der Zauber verschwinden."
Midas rannte so schnell er konnte zum Fluss. Er tauchte seine Hände und sein Gesicht ins Wasser. Und siehe da! Die goldene Kraft floss von ihm ab und in den Sand des Flusses. Man sagt, deshalb findet man bis heute Goldsand im Fluss Paktolos.
Schnell eilte Midas zurück zum Palast. Seine Tochter war wieder ein lebendiges, fröhliches Mädchen! Das Essen auf dem Tisch war wieder essbar und das Wasser im Becher war wieder erfrischend.
König Midas war noch nie so glücklich gewesen. Er hatte gelernt, dass es Dinge gibt, die viel wertvoller sind als alles Gold der Welt: ein Lachen, eine liebevolle Umarmung und ein einfaches Stück Brot mit einem Schluck Wasser. Und von diesem Tag an war er ein weiserer und zufriedenerer König.
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