Stellt euch eine Zeit vor, ganz am Anfang, als die Menschen auf der Erde lebten. Es war oft ziemlich frisch und wenn die Sonne unterging, wurde es richtig dunkel. Die Menschen hatten ein bisschen Angst im Dunkeln und froren oft.

Hoch oben auf dem Berg Olymp lebten die Götter, und einer von ihnen war Zeus, der Chef von allen. Die Götter hatten etwas ganz Tolles: das Feuer! Es war warm, es leuchtete und man konnte damit sogar Essen kochen. Aber Zeus wollte nicht, dass die Menschen das Feuer bekamen. Er dachte, sie wären dann vielleicht zu schlau oder zu stark.

Nun gab es aber auch einen Titanen – das sind so etwas wie riesige, ur-alte Götter – der hieß Prometheus. Prometheus war sehr klug und er mochte die Menschen. Er sah, wie sie im Kalten zitterten und im Dunkeln stolperten. "Das ist doch nicht schön für sie", dachte Prometheus. "Sie brauchen das Feuer!"

Prometheus überlegte lange. Er wusste, dass Zeus sehr böse werden würde, wenn er den Menschen Feuer brächte. Aber sein Herz sagte ihm, dass er den Menschen helfen musste.

Also schlich sich Prometheus ganz leise zum Olymp, dorthin, wo das heilige Feuer der Götter brannte. Er nahm einen langen, hohlen Stängel einer Pflanze, so eine Art Rohr, und hielt ihn heimlich in die Flammen. Ein kleiner Funke sprang hinein und glühte dort versteckt weiter.

Ganz vorsichtig trug Prometheus den Stängel mit dem glühenden Funken darin den Berg hinunter zu den Menschen. Als er bei ihnen ankam, pustete er sanft in den Stängel, und – schwupps! – eine kleine Flamme züngelte heraus.

Die Menschen staunten! Zuerst waren sie ein bisschen erschrocken, aber dann merkten sie, wie wunderbar warm das Feuer war. Sie konnten sich daran wärmen, ihre Höhlen beleuchten und ihr Essen braten, sodass es viel besser schmeckte. Sie lernten auch, mit dem Feuer Werkzeuge herzustellen und Töpfe zu brennen. Das Leben wurde auf einmal viel einfacher und schöner!

Prometheus freute sich, als er das sah. Aber Zeus auf dem Olymp war überhaupt nicht erfreut. Er war stinksauer! "Wie konntest du es wagen, meinen Befehl zu missachten?", donnerte er Prometheus an.

Zur Strafe ließ Zeus den armen Prometheus an einen riesigen Felsen im Kaukasusgebirge ketten. Und jeden Tag kam ein großer Adler geflogen und pickte an Prometheus' Leber. Weil Prometheus aber ein unsterblicher Titan war, wuchs seine Leber jede Nacht wieder nach, und am nächsten Tag kam der Adler wieder. Das war eine sehr, sehr harte Strafe.

Obwohl Prometheus so leiden musste, haben die Menschen nie vergessen, was er für sie getan hat. Dank ihm hatten sie das Feuer, das ihnen Licht, Wärme und Fortschritt brachte. Und sie erzählten sich noch lange die Geschichte vom mutigen Prometheus, der den Göttern trotzte, um den Menschen zu helfen.

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