Sichuan-Hunde bellen die Sonne an
Chinesische Fabeln
Stell dir vor, es gab einmal ein Land, das fast immer von dicken, grauen Wolken verdeckt war. Man nannte es das Land der vielen Wolken. Die Hunde dort kannten fast nur Regentropfen, die vom Himmel fielen, und dichten Nebel, der alles einhüllte. Die Sonne? Die hatten sie noch nie richtig zu Gesicht bekommen.
Doch eines schönen Tages – oh Wunder! – schoben sich die Wolken ein Stück beiseite. Und was strahlte da vom Himmel herab? Ein riesiger, goldener Ball, so hell und warm! Es war die Sonne!
Die Hunde im Land der vielen Wolken spitzten die Ohren. So etwas Seltsames hatten sie noch nie gesehen! "Wuff! Wuff! Was ist das für ein unheimliches Ding dort oben?", bellten sie aufgeregt und ein bisschen ängstlich. Sie versteckten sich hinter Büschen und bellten und bellten das helle Ding am Himmel an.
Ein Reisender, der aus einem Land kam, in dem die Sonne oft schien, hörte das Gebell und sah, was los war. Er musste leise lachen. Er ging zu den Hunden und sagte mit freundlicher Stimme: "Liebe Hunde, ihr braucht keine Angst zu haben. Das ist die Sonne. In meinem Zuhause sehen wir sie fast jeden Tag. Ihr seid es nur nicht gewohnt, weil hier so oft Wolken sind."
Die Hunde hörten auf zu bellen. Sie blinzelten zur Sonne hoch. Sie war zwar sehr hell, aber gar nicht unheimlich. Einfach nur neu.
Und so merkten die Hunde, dass manche Dinge, die einem zuerst fremd vorkommen, für andere ganz alltäglich sein können.
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