Auf einer wunderschönen, grünen Wiese, wo die Blümchen in allen Farben blühten, stand ein Esel und knabberte genüsslich am saftigen Gras. Er freute sich über den sonnigen Tag und dachte an nichts Böses.

Plötzlich, wer schlich da aus dem Wald? Ein großer, hungriger Wolf! Seine Augen leuchteten, als er den Esel sah. "Aha!", dachte der Wolf, "ein leckeres Mittagessen!"

Der Esel bemerkte den Wolf und bekam einen riesigen Schreck. Schnell wegrennen konnte er nicht mehr, der Wolf war schon zu nah. Aber der Esel war nicht nur ängstlich, sondern auch ziemlich schlau. Blitzschnell kam ihm eine Idee.

Er fing an, ein Bein nachzuziehen und laut zu jammern: "Au, au, mein armer Fuß! Ich bin in einen spitzen Dorn getreten! Au, das tut so weh!"

Der Wolf kam näher und knurrte: "Was jammerst du denn so, Esel? Ich werde dich jetzt fressen!"

"Oh, lieber Wolf," sagte der Esel mit zitternder Stimme, "das kannst du gerne tun. Aber sei gewarnt! Wenn du mich mit dem Dorn im Fuß frisst, dann bleibt er dir bestimmt im Hals stecken. Das wäre doch furchtbar für dich!"

Der Wolf überlegte. Ein Dorn im Hals klang wirklich nicht gut. "Hmm," brummte er, "das will ich nicht. Zeig mal her deinen Fuß. Ich ziehe dir den Dorn raus, bevor ich dich fresse. Ich bin zwar kein Arzt, aber das schaffe ich schon."

Der Esel hob langsam sein schmerzendes Hinterbein. Der Wolf beugte sich tief hinunter, um den Dorn zu suchen. Er schnupperte und spähte genau auf den Huf des Esels. "Wo ist er denn, dieser Dorn?", murmelte der Wolf.

Genau in diesem Augenblick, als der Wolf seinen Kopf ganz nah am Huf hatte, holte der Esel mit seinem gesunden Bein kräftig aus und – BUMM! – trat er dem Wolf mit voller Wucht gegen die Nase und die Zähne.

"AUA!", schrie der Wolf und taumelte zurück. Ihm war ganz schwindelig und seine Nase tat furchtbar weh. Er sah Sterne vor den Augen.

Während der Wolf sich benommen den Kopf rieb und jammerte, nutzte der kluge Esel die Gelegenheit. Er drehte sich um und galoppierte so schnell er konnte davon, bis er sicher war.

Der Wolf rappelte sich langsam wieder auf. "So ein Pech!", knurrte er. "Ich hätte einfach Jäger bleiben sollen und nicht versuchen, Doktor zu spielen. Das nächste Mal bin ich schlauer!" Aber da war der Esel schon längst über alle Berge.

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