Der Fuchs und die Trauben
Äsopische Fabeln
An einem heißen Sommertag schlenderte ein Fuchs namens Ferdinand durch den Wald. Sein Magen knurrte wie ein kleiner Bär, und seine Zunge fühlte sich an wie trockenes Laub. Er hatte großen Durst und Hunger.
Plötzlich, was sah er da? Hoch oben an einem Weinstock hingen die saftigsten, prallsten Trauben, die man sich vorstellen kann. Sie leuchteten lila und blau in der Sonne und sahen so süß aus, dass Ferdinand das Wasser im Mund zusammenlief.
"Oh, die muss ich haben!", dachte Ferdinand. Er nahm Anlauf und sprang! Happs! Aber nein, die Trauben waren zu hoch.
Er versuchte es noch einmal. Er reckte und streckte sich, so lang er nur konnte. Er hüpfte auf seinen Hinterbeinen wie ein Känguru. Er kletterte sogar ein kleines Stück am Weinstock hoch, aber immer, wenn er dachte, er hätte sie fast, schwangen die Trauben ein kleines bisschen weiter weg.
Puh! Ferdinand war ganz außer Atem. Er setzte sich hin und schnaufte. Er blickte noch einmal zu den verlockenden Trauben hinauf.
Dann zuckte er mit den Schultern und sagte zu sich selbst, aber laut genug, dass es vielleicht ein vorbeihuschendes Eichhörnchen hören konnte: "Ach was! Die sind bestimmt sowieso sauer. Wer will schon saure Trauben essen?"
Und mit stolz erhobenem Kopf, als ob er die Trauben gar nicht gewollt hätte, trottete Ferdinand weiter seines Weges, immer noch mit knurrendem Magen.
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